Eine Bildmontage zeigt den Fernsehturm Stuttgart über mit der City im Hintergrund und einer Nase samt Sonnenbrille ausstaffiert.

Wochenrückblick Stuttgart

Stuttgart hat die Nase voll!

Stand
AUTOR/IN
Laura Cloppenburg
Porträt-Foto von Laura Cloppenburg

In einer Metzgerei in Stuttgart riecht's nach Erbrochenem, ein Flugzeug muss auf den Fildern wegen üblen Gerüchen zwischenlanden - was für eine olfaktorische Woche!

Olfaktorisch, ein hübsches Wort. Heißt so viel wie "den Geruchssinn betreffend", oder auch: Es stinkt! Damit hoch die Hände Wochenende! Ich bin Laura Cloppenburg, Redakteurin im Studio Stuttgart, und ich schnuppere mich heute mal für Euch durch die vergangene Woche.

Stuttgart stinkt(s)? Buttersäure in Metzgerei und Geruchspanik am Flughafen

Zum Himmel oder besser gesagt am Himmel gestunken hat es zunächst am Montag über Stuttgart. Eine Lufthansa-Maschine, die von Bologna nach Frankfurt wollte, musste wegen beunruhigendem Geruch im Cockpit am Stuttgarter Flughafen zwischenlanden. Zum Glück war's am Ende gar nichts Schlimmes, sondern nur ein defekter Abluft-Ventilator. Der wurde ausgetauscht, alles wieder in Butter. Anders ging es da einem Metzger im Stuttgarter Westen: Unbekannte Täter, wohl radikale Tierschützer, attackierten sein Ladengeschäft mit Buttersäure. Der Metzger musste kiloweise verunreinigtes Fleisch wegwerfen - und dann blieb immer noch das Problem mit dem Geruch.

Buttersäure, nach Erbrochenem riecht das, die Dämpfe sind stark reizend. Tatortreiniger Benjamin Molitor hat in Stuttgart regelmäßig damit zu tun, meistens sind es Beziehungstaten oder Anschläge, berichtet er. Keine schöne Sache. Denn der Gestank ist kaum rauszubekommen. Bis zu vier Jahre lang bleibt er in Räumen, wenn keine professionelle Reinigung erfolgt, erklärt Molitor. Ähnlich hartnäckig seien nur noch Leichengerüche, sagt Molitor. Da reiche ein einziger übersehener Fingernagel aus, um eine ganze Wohnung mit dem charakteristischen süßlich-faulen Geruch zu kontaminieren.

0711 - Ein Kessel voller Düfte

Aber zum Glück riecht's ja nicht überall nach Erbrochenem und Verwesung in der Landeshauptstadt. Momentan freue ich mich vor allem über den Frühling, der buchstäblich in der Luft liegt: blühender Flieder, die ersten Freibadpommes, das frisch gemähte Gras im Rosensteinpark – herrlich! À propos Gras. Dem ein oder anderen ist es bestimmt schon in die Nase gestiegen: Unter all die üblichen Frühlingsdüfte mischt sich in diesem Jahr auch eine neue, irgendwie etwas anrüchige Komponente.

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Laut Stadt gab es da bisher überraschenderweise noch keine Beschwerden. Zumindest bei der Bußgeldstelle sei nichts bekannt, sagt ein Sprecher - obwohl Cannabisduft für die Geruchsrezeptoren ungefähr das ist, was Koriander für die Geschmacksknospen: er polarisiert. Vielleicht liegt's daran, dass die Nasen der meisten Stuttgarterinnen und Stuttgarter schon abgestumpft sind von all den Abgasen. Oder wir schnüffeln toleranter, weil wir oft zwischen Schweiß- und Dönergeruch in der Stadtbahn klemmen.

Selbst die schlechtesten Gerüche können aber auch positiv assoziiert sein. Geruchsexperte Hanns Hatt von der Uni Bochum erklärt: gute oder schlechte Düfte gibt es nicht, wie wir sie wahrnehmen, hängt allein von unserer Sozialisation ab. Und es komme auf den Kontext an: Verbrannter Geruch im Flugzeug löst andere Gefühle aus als auf dem Grillplatz. Und im Stadion wird das eigentlich eklige Gemisch aus Rauch-, Schweiß- und Bieraroma dagegen meist positiv assoziiert, weil es zum Erlebnis gehört.

"Furchtlos und Treu" - der Duft von Erfolg

Seit dieser Saison weht aus der MHP Arena ja auch noch der feine Duft des Erfolgs durch die Stadt. Und der ist tatsächlich "riechbar". Der VfB vertreibt seit neuem ein eigenes Parfüm. Mit dem Erfolg der Mannschaft sei auch der Absatz gestiegen, so eine Sprecherin des Fan-Shops auf SWR-Anfrage. Rund 500 Mal wurde er in diesem Jahr schon verkauft. Dass der Herrenduft doppelt so nachgefragt ist wie der der Damen, liegt vielleicht auch an der etwas unzeitgemäßen geschlechterstereotypen Zuschreibung: "Furchtlos" duften die Männer, "Treu" die Damen. Naja...

Blick auf die frisch sanierte Haupttribüne der MHP Arena in Stuttgart: Der Umbau des Stadions - auch für die Fußball-EM, die Euro 2024 - kostet die Stadt rund 79 Millionen Euro.
Blick auf die frisch sanierte Haupttribüne der MHP Arena in Stuttgart.

Was ist Eure Meinung? Wie duftet Stuttgart für Euch?

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  • Nach Spätzle, Schmelzzwiebeln und frischen Brezeln natürlich – Heimat eben! 30,3%
  • Seit dem 1. April riech ich nur noch Gras an jeder Ecke... 13,0%
  • Nach Zuckerwatte, gebrannten Mandeln und Hofbräu auf dem Wasen. 4,8%
  • Duftet?! Ich riech nur Abgase und Benzin! 51,9%

Hinweis: Das Abstimmungsergebnis zeigt ein Meinungsbild unserer Nutzer*innen und ist nicht repräsentativ.

Hinweis: Das Abstimmungsergebnis zeigt ein Meinungsbild unserer Nutzer*innen und ist nicht repräsentativ.

Letzte Woche wollten wir von Euch wissen: Ist Stuttgart das neue Berlin? Die meisten (64,6 Prozent) haben geantwortet: "Never ever! Spießigkeit und Kehrwoche sorgen dafür, dass Stuttgart Stuttgart bleibt und an Berlin nicht rankommt."

Stuttgarter Stadtluft - ein einzigartiger Molekülmix

Ich finde ja, so schlecht ist es geruchlich um Stuttgart gar nicht bestellt. Zumindest wenn ich mich durch all die Leckereien in der Markthalle schnuppere, den frischen Brezelduft einer der 37 Bäckereien oder der über 8.500 Pflanzendüfte in der Wilhelma einatme - ein einzigartiges Bouquet im Geruchskessel, denn laut Hatt haben Städte durchaus einen charakteristischen Duft.

Erst wenn die ersten Tropennächte kommen, werden unsere Nasen die Kessellage wohl wieder verteufeln. Da stinkt die Stadt schnell mal zum Himmel, wenn der Müll einmal zu lang vor der Tür steht und kein Lüftchen geht. Dann hilft nur noch die Flucht in die umliegenden Reben zur Aromatherapie bei einer Weinprobe. Zumindest von einem üblen Geruch bleiben die Stuttgarterinnen und Stuttgarter in diesem Sommer wohl verschont: Eine der am übelsten riechenden Blumen der Welt, der berüchtigte Titanenwurz in den Hohenheimer Gärten, macht 2024 voraussichtlich mal Pause.

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Verwesungs-, Aas- und Kot-Geruch bleiben also vorerst Spezialisten wie Tatortreiniger Benjamin Molitor vorbehalten. Sein Tipp gegen schlechte Gerüche zuhause, beispielsweise wenn der Biomüll zu lang in der Wohnung stand: Ozongeräte, die die Luft von Gerüchen befreien. Gebraucht, so Molitor, gibt's die im Netz schon ab 30 Euro.

Und auch von mir noch ein dufte Tipp fürs Wochenende: Ein - vorerst - letztes Mal gebrannte Mandeln, Zuckerwatte und Festzeltluft schnuppern auf dem Wasen! Bevor das 84. Frühlingsfest endet.

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