Der Immobilienboom in Süßen ist vorbei. Die Stadt hatte Bauflächen ausgewiesen, doch es fehlen Investoren, die neue Häuser bauen. Auf dem Foto sind eine große grüne Wiese und im Hintergrund Häuser zu sehen.

Grüne Wiese statt Neubauten

Warum die Stadt Süßen trotz Wohnungsnot auf Bauplätzen sitzen bleibt

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Barbara Siebert
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Alina Klass
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Viele Menschen in der Region Stuttgart suchen eine Wohnung oder ein Haus. Doch die Bauwirtschaft stockt. Das zeigt sich auch am Beispiel der Stadt Süßen.

Seit drei Jahren versucht die Stadt Süßen (Kreis Göppingen) Bauherren für fertig erschlossenen Baugrund zu finden. Doch obwohl in der 10.000-Einwohner-Stadt dringend Wohnraum gesucht werde, finde sich kein Investor, sagt Bürgermeister Marc Kersting (CDU).

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Blumenwiese statt neuen Wohnungen in Süßen

Bürgermeister Kersting zeigt auf eine grüne Wiese mit Frühlingsblumen. "Hier könnten 60 Wohnungen entstehen. Das wäre eine tolle Sache. Aber leider liegt es jetzt brach." Doch obwohl die Stadtverwaltung nach eigenen Angaben seit dem Jahr 2021 nach Bauträgern sucht, habe sich niemand gefunden.

Hohe Baukosten sowie hohe Zinsen würden die Bebauung nicht mehr wirtschaftlich machen, ergänzt die Stadtkämmerin von Süßen, Silke Schömbucher. Eine Situation, die sich auch andernorts zeigt. So sind derzeit landesweit 122.000 Wohnungen zwar genehmigt, aber noch nicht fertiggestellt. Dieser sogenannte "Bauüberhang" ist derzeit auf Rekordniveau.

Immobilienverband rechnet mit weiter hohen Baupreisen

Die Baupreise für neu errichtete Wohngebäude sind nach Informationen des Bundesverbands der privaten Immobilienwirtschaft BFW im Jahr 2023 um 7,4 Prozent gestiegen. Dieser Trend habe sich im ersten Quartal 2024 weiter beschleunigt. Im Neubau sei deshalb nicht mit einem Absinken der Preise zu rechnen.

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Immobilienfirma setzt auf Seniorenwohnungen statt Reihenhäuser

Auch das Immobilienunternehmen Pflugfelder aus Ludwigsburg ist von der Immobilienkrise betroffen. Selbst wenn der Handel mit Einfamilienhäusern inzwischen wieder angezogen habe, stocke der Bau großer städtischer Wohnanlagen. Als Gründe hierfür nennt Geschäftsführer Felix Epple unter anderem "bürokratische Hürden". "Wir haben mehrere Gremien, Ausschüsse, die am Ende ein Bauvorhaben genehmigen müssen und zum anderen haben wir die Finanzierbarkeit von Bauvorhaben."

Das Unternehmen hat reagiert und den Baufokus verschoben. "Wir sind mehr im Seniorenwohnen aktiv, haben mehr feingliedrige Wohnungen." Reihenhäuser und Mehrfamilienhäuser seien hingegen derzeit auf Eis gelegt.

Der Bürgermeister von Süßen wünscht sich weniger Vorschriften und Zwänge. So fragt er beispielsweise, ob in jedem Mehrfamilienhaus überdachte Fahrradstellplätze, Elektroladesäulen und ein Aufzug eingebaut werden müssen. "Brauche ich den wirklich, wenn ich kostengünstig bauen möchte?" Er stellt sich vor, dass wenn Vorschriften "deutlich entrümpelt" und vereinfacht würden, viele Bauinteressierte eher wieder investieren würden.

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