Buntgeschmückte Umzugswagen fahren die Straße entlang. Narren werfen Süßigkeiten in die Menschenmenge. Die Stimmung ist heiter. Dieses Bild könnte es im nächsten Frühjahr nach einer langen Coronapause vielerorts wieder geben. Doch die aktuelle Energiekrise bereitet so manchem Karnevalisten in der Westpfalz Sorgen.
Energiekrise sorgt für hohe Heizkosten
"Wir werden für das Beheizen unserer Vereinshalle in dieser Session bis zu 500 Euro mehr als im vergangenen Jahr zahlen müssen", sagt Julian Hunsicker, Vorstand des MGV Frohsinn 1908 Obersimten. Der Verein heize mit Gas. Die Kosten seien durch die Energiekrise stark gestiegen. Die Südwestpfälzer versuchen das Geld auf verschiedenen Wegen aufzutreiben. Beispielsweise vermiete Hunsicker die Halle für Hochzeiten. Außerdem würden die Vereinsmitglieder auf dem Weihnachtsmarkt in Obersimten oder auf dem dortigen Dorffest verschiedene Kleinigkeiten verkaufen.
Faschingsnarren sind eingeschworene Gemeinschaft
"Wir nutzen unsere Vereinshalle nur ein- bis zweimal im Monat, aber dennoch müssen wir bis zu 180 Euro monatlich mehr für Strom als im vergangenen Jahr zahlen", erzählt Kai Schiweck, Präsident vom Karneval-Verein Waldfischbach in der Südwestpfalz. Der Verein heize elektrisch, wodurch die Kosten so hoch seien. "Zum Glück zahlen wir wenig Miete, da unser Vermieter selbst Vereinsmitglied ist", sagt Schiweck. Somit würde nur an Strom- und Heizkosten ein hoher dreistelliger Betrag zusammenkommen.
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Weniger Einnahmen bei Prunksitzungen und anderen Faschingsveranstaltungen
Schiweck sagt, er habe bemerkt, dass die Menschen wegen der hohen Inflation und der aktuellen Energiekrise zunehmend sparen würden. Das Konsumverhalten habe sich verändert. Beispielsweise würden die Menschen auf den Vereinsveranstaltungen weniger Speisen und Getränke kaufen als in den vergangenen Jahren. "Wir machen hier nur die Hälfte an Umsatz als normalerweise", verrät Schiweck.
Wegen der Coronapandemie habe der Verein zwei Jahre lang keine Prunksitzungen veranstalten können. Diese Einnahmen fehlen jetzt. Sollte die Prunksitzung auch im kommenden Jahr ausfallen, könnte der Verein in eine finanzielle Schieflage geraten. "Nach zwei Jahren Ausfall schlittern wir so langsam mit unserem Konto gegen Null", sagt Schiweck. Es gebe weiterhin fortlaufende Kosten. Beispielsweise müssten die Liederhefte, eine Art Newsletter des Vereins, in Auftrag gegeben werden.
Karnevalisten fürchten um Nachwuchs durch Coronapandemie
"Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken", betont Schiweck. Der Verein müsse erhalten bleiben. Es sei wichtig, dass die junge Generation eine Perspektive habe. Wegen der coronabedingten Schließungen konnten die Jugendlichen nicht in der Garde tanzen. Das sei wie bei einem Tennisspieler, der sich zwar einen Schläger und Bälle kaufen könne, aber nicht spielen dürfe. Irgendwann verliere man die Hoffnung.
Getränke bei Pirmasenser Karneval werden teurer
Neben Energie- und Coronakrise macht den Vereinen aber auch die hohe Inflation Sorgen. Der Carneval-Verein Pirmasens wird nach Angaben des Präsidenten, Karl Schütz, die Getränkepreise erhöhen. Anders könne der Verein nicht mehr kostendeckend wirtschaften. Grund seien die gestiegen Kosten im Einkauf.
Treffen werden diese auch den Fastnachtsumzug in Pirmasens. Alles sei teurer geworden, beispielsweise auch die Kosten für das Sicherheitskonzept einer solchen Veranstaltung, erklärt Oliver Vafiadis von den "Faschingsfreunden Faboianer". Der Verein sei dennoch guten Mutes den Umzug mit Sponsorengeldern und durch Einnahmen stemmen zu können. Vafiadis betont: "Wir freuen uns tierisch darauf".