Der Tierarzt steht am Behandlungstisch, mit ihm eine Praxishelferin und ein Hund ist auf dem Behandlungstisch

Anhebung der Behandlungsgebühren im November

Steigende Tierarztkosten: Tierheim Montabaur schlägt Alarm

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Martina Gonser
Martin Gärtner

Ab dem 22. November ändert sich die Gebührenordnung von Tierärzten. Tierbesitzer, Tierschutzvereine und Tierheime müssen für die Behandlung ihrer Tiere dann deutlich mehr bezahlen.

Die Leiterin des Tierheims Montabaur, Nicole Henning-Lucaß, ist besorgt. Sie rechnet damit, dass die Tierarztkosten für das Tierheim nach der Gebührenanhebung durch die Decke gehen werden. "Das wird uns an den Rand unserer Existenz bringen", sorgt sie sich. Schon heute fallen ihren Angaben nach im Heim jährlich 70.000 Euro Tierarztkosten an. 50 Prozent mehr ab Ende November hält sie nicht für finanzierbar.

Tierheim fürchtet explodierende Tierarztkosten und mehr Tierabgaben

Katzen wie der kleine Kater Erik, den das Tierheim Montabaur krank und unterernährt von einer Mülldeponie gerettet hat, müssten nicht nur medizinisch versorgt werden, berichtet die Tierheimleiterin. Zur Behandlung gehöre auch, dass er kastriert und geimpft werde. Allein das Kastrieren koste bald anstelle von derzeit noch 20 Euro dann 30 Euro. Und das sei nur ein Beispiel. Alle der jährlich in Montabaur ankommenden 500 Tiere müssten erst einmal zum Tierarzt. Das sei Vorschrift.

"Das wird uns an den Rand unserer Existenz bringen."

Auf Spenden, um die steigenden Kosten irgendwie zu finanzieren, könne sie bei der derzeitigen wirtschaftlichen Lage nicht setzen, sagt Henning-Lucaß. Im Gegenteil: Die Tierheimleiterin fürchtet nach eigenen Angaben, dass sich in Zukunft viele Menschen ihre Tiere nicht mehr leisten können und dann noch mehr im Tierheim landen werden.

Große Tierliebe: Lieber selbst zurückstecken, als ein Tier abgeben

Für Tierbesitzerin Liane Daheim aus Polch käme das nicht in Frage, sagt sie. Sie müsse derzeit monatlich 200 Euro Tierarztkosten von ihrer Rente abzweigen. Ihre drei Hunde, die sie aus dem Tierheim geholt hat, sind alt und krank. Auch die beiden Katzen müssten regelmäßig zum Tierarzt. Die Witwe hat Angst, dass sie nun noch mehr sparen muss, damit sie die gestiegenen Tierarztkosten bezahlen kann. Trotzdem sagt sie: "Lieber trete ich kürzer. Die Tiere sind mein Ein und Alles, ich würde sie nie weggeben."

Eine Hundebesitzerin mit ihren Tieren im Garten
Für Liane Daheim aus Polch kommt es nicht in Frage, ihre Hunde in ein Tierheim abzugeben, lieber spart sie mehr.

Tierarzt verteidigt Anhebung der Behandlungsgebühren

Der Präsident der Landestierärztekammer, Rainer Schneichel aus Mayen (Kreis Mayen-Koblenz), hat nach eigenen Angaben Verständnis für die Sorgen der Tierheime. Aber er verteidigt auch die Anhebung der Behandlungsgebühren: "Die Preisanpassung ist nach 23 Jahren längst überfällig", sagt er.

"Die Preisanpassung ist nach 23 Jahren längst überfällig“

Der Tierarzt aus Mayen vertritt die etwa 1.400 Berufskolleginnen und -kollegen in Rheinland-Pfalz. Die Gebührenordnung für Tierärzte, abgekürzt GOT, sei seit 1999 nicht mehr verändert worden. Das neue Modell habe ein unabhängiger Gutachter entworfen, so Schneichel.

Forderung nach Zuschusserhöhung für Tierheime

Er selbst betreibt seine Tierklinik in Mayen. "Wir rechnen bei der Behandlung von Tierheim-Tieren immer nur den Einfach-Satz ab. Zum Jahresende spenden wir zudem den Heimen einen Teil des Umsatzes", sagt er. Dieses Modell empfehle die Landestierärztekammer allen Veterinärinnen und Veterinären in Rheinland-Pfalz. Schneichel sieht zudem die Verbandsgemeinden und Kreise in der Pflicht. Diese müssten ihre Zuschüsse für die Tierheime erhöhen.

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