Überall schwarze Ahornbäume: Die Ausbreitung des Rußrindenpilzes macht Förster Alois Meyer Sorgen.

Klimawandel bringt neue Schädlinge

Rußrindenkrankheit: Giftpilz befällt immer mehr Bäume in der Eifel

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Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier

Der Ahorn stirbt in einigen Regionen des Landes gerade aus. Schuld ist die Rußrindenkrankheit. Ein Baumpilz, der auch für Menschen giftig ist. Ein Besuch im Rivenicher Wald.

Der Ahorn sieht aus, als hätte ihn jemand angezündet. Schwarz wie Teer ist die Rinde des Baumes. Und sie schält sich ab wie Haut nach einem Sonnenbrand. Doch es gab kein Feuer im Wald bei Rivenich (Landkreis Bernkastel-Wittlich).

Verantwortlich für die dunkle Borke der Ahornbäume ist ein Schädling: der Rußrindenpilz. Vor drei Jahren hat Revierförster Alois Meyer ihn hier zum ersten Mal entdeckt.

"Mein erster Eindruck war, dass der Baum verbrannt ist. Aber als wir uns das genauer angeschaut haben, haben wir schnell festgestellt, dass es nichts mit Feuer zu tun hat."

Rußrindenpilz stammt aus Nordamerika

"So etwas habe ich vorher noch nie gesehen", sagt Meyer. Seit dieser Begegnung mit der Rußrindenkrankheit trete der Pilz aber immer häufiger auf - nicht nur in Rivenich, sondern in ganz Rheinland-Pfalz.

Grund ist nach Angaben der Forschungsanstalt für Waldkökologie in Trippstadt der Klimawandel. Denn der eigentlich aus Nordamerika stammende Schädling mag es heiß und trocken. In diesem Dürrejahr habe er sich daher besonders wohlgefühlt.

Aus 22 Forstrevieren hat die Forschungsanstalt dieses Jahr Meldungen erhalten. Betroffen sei wegen des milden Klimas vor allem das Rheintal, sagt Tobias Stubenazy, Referent für Waldschutz. Aber auch in der Eifel und der Pfalz trete der Schädling nach heißen Sommermonaten häufiger auf.

Verbreitung in ganz Rheinland-Pfalz

Rund um Rivenich findet sich kaum noch ein gesunder Ahorn. Die Sporen sind mit dem Wind durch den Wald gereist und haben die Bäume schwarz gefärbt. Die Kronen welken und die Riesen sterben ab.

Überall schwarze Ahornbäume: Die Ausbreitung des Rußrindenpilzes macht Förster Alois Meyer Sorgen.
Die schwarzen Bäume fallen im herbstlichen Laub auf. Bild in Detailansicht öffnen
Überall schwarze Ahornbäume: Die Ausbreitung des Rußrindenpilzes macht Förster Alois Meyer Sorgen.
Bei befallenen Bäumen schält sich die Rinde ab. Bild in Detailansicht öffnen
Überall schwarze Ahornbäume: Die Ausbreitung des Rußrindenpilzes macht Förster Alois Meyer Sorgen.
Irgendwann bleibt nur noch Totholz. Eine Überlebenschance hat ein kranker Ahorn nicht. Bild in Detailansicht öffnen
Überall schwarze Ahornbäume: Die Ausbreitung des Rußrindenpilzes macht Förster Alois Meyer Sorgen.
Die Bäume wirken, als hätte sie jemand angezündet. Bild in Detailansicht öffnen
Überall schwarze Ahornbäume: Die Ausbreitung des Rußrindenpilzes macht Förster Alois Meyer Sorgen.
Förster Alois Meyer glaubt, dass in ein paar Jahren kein Ahorn mehr in Rivenich wachsen wird. Bild in Detailansicht öffnen

"Die Krankheit bringt den Baum um. Der hat keine Überlebenschance."

Bald kein Ahorn mehr in unserem Wald?

Auf kurz oder lang ist sich der Förster daher sicher, dass der Ahorn aus dem Rivenicher Wald verschwinden wird. Auch Experte Stubenazy sagt, dass die Schäden häufig die gesamten Bestände bedrohen.

Es wäre nicht die erste Baumart, die an neuartigen Schädlingen zugrunde geht. Eschen fallen zunehmend dem Eschentriebsterben zum Opfer, die Fichte dem Borkenkäfer, die Eiche dem Eichenprozessionsspinner. Und nun komme auch noch die Rußrindenkrankheit hinzu, sagt Förster Meyer, der all diese Schädlinge aus dem eigenen Revier kennt: "Für die Biodiversität ist das eine Katastrophe."

Sporen sind giftig für den Menschen

Doch der Parasit ist nicht nur für Ahornbäume gefährlich, sondern auch für Menschen. Wer die Sporen einatmet, läuft Gefahr, seine Lunge zu schädigen. Reizhusten, Atemnot und Entzündungen können die Folge sein.

"Das macht die Arbeit im Wald enorm gefährlich", sagt Meyer. Denn wenn ein kranker Baum gefällt wird, setzt er eine Wolke aus Sporen frei. Ohne Schutzkleidung und Masken könne nicht mehr gearbeitet werden. Zudem fielen von befallenen Bäumen oft schwere Äste ab, die Forstwirte treffen können.

Klimawandel bringt neue Schädlinge

Außer die befallenen Bäume zu schlagen und zu verbrennen, gibt es bislang allerdings keinen Umgang mit dem Pilz. Und jeden kranken Ahorn zu finden und zu fällen - das sei bei großen Waldgebieten kaum möglich.

Zurückdrängen kann die Rußrindenkrankheit also nur kühles und nasses Wetter. Die Zeichen stehen in Zeiten des Klimawandels aber eher auf heiß und trocken.

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