In Rezensionen, Gesprächen, Diskussionen und Features bieten SWR Kultur und das SWR Fernsehen Besprechungen und Berichte zu aktuellen Neuerscheinungen, wichtigen Autoren und Themen des Buchmarktes.
Gedichte und ihre Geschichte Günter Pfitzmann liest Kurt Tucholsky: „Mutterns Hände“
1929 schrieb Kurt Tucholsky das Gedicht „Mutterns Hände“ im Berliner Dialekt. Damals war der Schauspieler Günter Pfitzmann gerade fünf Jahre alt. Als Urberliner trug er später gern Tucholsky-Texte mit seiner „Berliner Schnauze“ vor und er interpretiert das liebevolle Gedicht „Mutterns Hände“ warmherzig und freundlich. Die positive Haltung des Autors als auch des Interpreten verblüffen, denn Tucholsky und Pfitzmann hatten beide ein schwieriges Verhältnis zu ihren Müttern.
Hörbuch Hart: Inka Löwendorf und Stefan Kaminski lesen „Notizen zu einer Hinrichtung“ von Danya Kukafka
Ansel Packer wartet auf seine Hinrichtung. Wie es so weit kommen konnte, wird aus der Perspektive von drei Frauen erzählt: Seiner Mutter, seiner Schwägerin und der Ermittlerin, die ihn schließlich zur Strecke bringen wird. Während Inka Löwendorf souverän die drei sehr unterschiedlichen Frauenfiguren interpretiert, gibt Stefan Kaminski einen Einblick in die Gedanken des Serienmörders: Verschlagen und dennoch liebesbedürftig. Ein fesselndes Hörbuch über die komplexe Frage, ob ein Mensch ausschließlich böse sein kann – nichts für schwache Nerven.
Buchkritik Volker Braun – Fortwährender Versuch, mit Gewalten zu leben
Zu seinem 85. Geburtstag legt der Autor Volker Braun ein starkes Bändchen vor: „Fortwährender Versuch, mit Gewalten zu leben“.
Eine Rezension von Ina Beyer
Buchkritik Alka Saraogi – Entwurzelt
In ihrem jüngsten Roman „Entwurzelt“ erzählt Alka Saraogi eindringlich vom Schicksal der geflohenen Bevölkerungsgruppe der Marwari in Kalkutta.
Gespräch Neues Sachbuch „Germafia“ – Wie mafiotische Strukturen unerkannt bleiben
„Das Problem ist sehr ernst und zugleich wenig sichtbar“ – so beschreibt der Journalist Sandro Mattioli den Einfluss der Mafia in Deutschland. Er ist ein ausgewiesener Fachmann für das Thema Mafia in Deutschland.
In seinem Sachbuch „Germafia“ beschreibt er, wie die Strukturen der Mafia in Deutschland unerkannt bleiben und die „Mafia Deutschland übernimmt“.
Lesung und Diskussion Julia Jost: Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht
Die Erzählerin von Julia Josts Debüt ist elf Jahre alt, versteckt sich unter einem Lastwagen und sieht sich die Welt von unten an. Die Eindrücke sind verknüpft mit Erinnerungsbögen. Ein Anti-Heimatroman, auf den neuesten Stand gebracht.
Lesung und Diskussion Didier Eribon: Eine Arbeiterin. Leben, Alter und Sterben
Rückkehr nach Reims, aber nur fast. Dreißig Kilometer nordwestlich von dort stirbt Didier Eribons Mutter in einem Altersheim. Dieser Tod ist der Ausgangspunkt für eine Rekonstruktion, die weit über das Persönliche hinausgeht.
Lesung und Diskussion Louise Glück: Marigold und Rose. Eine Erzählung
Das letzte Buch der 2023 gestorbenen Nobelpreisträgerin – und ihr erster Prosatext. Glück erzählt vom ersten Jahr eines Zwillings-Geschwisterpaares, und das aus Baby-Perspektive. Ein zutiefst humaner Text. In dem der Tod bereits mitgedacht wird.
Lesung und Diskussion Elizabeth Strout: Am Meer
Der literarisch gepflegte Plauderton lullt ein, doch unter dem Druck der Corona-Pandemie wird ein eigentlich getrenntes Paar gezwungen, Bilanz zu ziehen. Das Private wird dabei immer mehr vom Politischen überlagert. Strout zeigt ein Land in Aufruhr.
Diskussion über vier Bücher SWR Bestenliste Mai mit Büchern von Louise Glück, Didier Eribon u.a.
Meike Feßmann, Julia Schröder und Christoph Schröder diskutierten vier auf der SWR Bestenliste im Mai verzeichneten Werke in der Stuttgarter Stadtbibliothek.
lesenswert Feature Kafka-Kult – Das erstaunliche Nachleben des Franz K.
Kafka ist ein TikTok-Star mit über einer Milliarde Klicks, sein melancholisches Portrait prangt auf T-Shirts, Kaffeetassen und Krawatten. Kafkas Werk wird mittlerweile auf der ganzen Welt adaptiert, in allen Künsten. Nur wenige Autoren besitzen eine solche internationale Wirkung wie er.
Gespräch Julia Weitbrecht: das Einhorn – Geschichte einer Faszination
Ungefähr seit dem 2. Jahrhundert galoppiert das Einhorn durch religiöse und wissenschaftliche Schriftstücke – in unserer Fantasie ist es vermutlich noch älter. Aber warum fasziniert uns gerade dieses Fabelwesen so beständig? Interview: Jörg Biesler.
Hörbuch Unterhaltung mit Tiefgang - Simon Jäger liest „Wir werden jung sein“ von Maxim Leo
Professor Martin Mosländer hat ein Medikament erfunden, das nicht nur Herzkrankheiten heilt, sondern die Menschen im Nebeneffekt auch noch verjüngt. In der Geschichte von Maxim Leo geht es um den Traum vom ewigen Leben und was das für vier Probanden bedeutet. Sprecher Simon Jäger ist sehr nah dran an den Figuren und schafft die vielen Perspektivwechsel souverän. Ein Hörbuch, das auf unterhaltsame Weise existentielle Fragen aufwirft.
Literatur „Der Sohn des Friseurs“, Gerbrand Bakker
Simon ist Frisör, leitet in dritter Generation das Familiengeschäft und ist zufrieden mit seinem beschaulichen Leben. Eines Tages ist ein Schriftsteller sein Kunde, der ihm Fragen über seinen Vater stellt. Dieser ist 1977 bei einem Flugzeugunglück auf Teneriffa ums Leben gekommen. Simon merkt, dass er selbst erstaunlich wenig darüber weiß. Der niederländische Autor Gerbrand Bakker erzählt eine sehnsüchtige Vater-Sohn-Geschichte vor dem Hintergrund eines Unglücks, das im kollektiven Gedächtnis keine große Rolle spielt.