Seher motiviert Muslimas, Sport zu treiben

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Marcel Fehr

„Es war immer in der Luft, dass ich anders bin. Aber ich habe es nie kommuniziert. Innerlich war ich einsam.“ (Seher, 21 Jahre, Muslima und Sportwissenschaftlerin)

Ohne Religion: Einsam und unglücklich

Seher ist Muslima und begeisterte Sportlerin. Lange hatte sie ihren Glauben und den Sport voneinander getrennt: „Es kamen immer wieder mal Witze darüber, dass ich keinen Alkohol trinke oder kein Schweinefleisch esse. Ich habe das damals aber als Witz stehen lassen und mich nicht gerechtfertigt.“ Mit der Zeit merkt Seher immer mehr, wie unglücklich sie damit ist.

„Ich brauche Gott an meiner Seite, ich brauche diese Sicherheit aber konstant.“

Im Corona-Lockdown nimmt sich Seher Zeit, über ihre Situation nachzudenken. Sie beschließt, ihren Glauben und den Sport nicht mehr zu trennen. Mit neuem Selbstbewusstsein trägt sie das Kopftuch im Sport und spricht offen über ihre Religion.

Zu ihrer Überraschung sorgt ihre Offenheit für mehr Verständnis und Akzeptanz in ihrem sportlichen Umfeld: „Es war immer wieder eine tolle Erfahrung, leben zu dürfen wer ich bin und akzeptiert zu werden.“


Coaching für Muslima: Selbstbewusst Sport treiben

Nachdem Seher feststellt, dass es kaum Sportcoachings für Muslima gibt, macht sie sich neben dem Studium selbstständig und beginnt ihr Wissen und ihre Erfahrungen weiterzugeben: „Ich möchte muslimische Frauen bei ihrem Weg in den Sport begleiten.“ Seher gibt beispielsweise Tipps, wie man im Ramadan Sport treibt oder versucht Ängste und Vorbehalte abzubauen.

Ihr Coaching kommt gut an, das Feedback fällt positiv aus: „Von mehr Selbstbewusstsein, besserer Fitness und positiven Erfahrungen in den Vereinen ist alles dabei“. Nach dem Sportwissenschaftsstudium möchte Seher das Coaching ausbauen, vor größerem Publikum auftreten und noch mehr Muslima erreichen.

„Ich möchte die größte deutsche muslimische Sportcommunity aufbauen.“

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46 Jahre im gleichen Job: Hufschmied Hans-Peter

Das Problem ist, wie im Handwerk allgemein: Es will keiner mehr dreckig werden, es will keiner mehr bei Wind und Wetter draußen sein.
Hans-Peter, 70, Hufschmied aus Aichwald
Eigentlich ist Hans-Peter schon längst im Rentenalter, aber aufhören will der Hufschmied noch nicht so richtig. „So zweimal in der Woche, 2-4 Pferde, mehr will ich nicht. Und mehr lässt auch meine Frau nicht mehr zu“, sagt er lachend. Was ihn an seinem Beruf glücklich macht, hat er uns erzählt: „Man hat mit Lebewesen zu tun. Man hat eine Verantwortung gegenüber den Lebewesen.“
Nachwuchsmangel im Handwerk
Neben seiner Liebe zu seinem Handwerk gibt es aber noch eine zweite Sache, die ihn weiterarbeiten lässt: Der Nachwuchsmangel. Der 70-Jährige beobachtet: „Die Eltern wollen für ihre Kinder immer, dass es ihnen besser geht als ihnen selbst. Die sollen nichts mehr arbeiten, die sollen nur noch am Computer sitzen im Warmen und die Tasten drücken und das funktioniert bei uns nicht.“
Ohne Pferde geht es nicht
Für ihn käme das nicht in Frage – die Arbeit mit den Pferden, auch der Umgang mit seinen Kunden – Hans-Peter liebt seinen Beruf. „Ich mache das eigentlich nicht wegen dem Geldverdienen, das ist eine Passion. Ich kann nicht ohne.“

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Marcel Fehr