20.10.1973: 1. FC Kaiserslautern - FC Bayern Muenchen 7:4 - Jubel bei Kaiserslauterns Spielern.

Fußball | Bundesliga

Vor 50 Jahren: FCK vermöbelt die Bayern mit 7:4 nach Drei-Tore-Rückstand

Stand
AUTOR/IN
David Luding

Der 20.10.1973 ist ein legendärer Tag in der Fußballgeschichte des 1. FC Kaiserslautern. Beim "Wunder vom Betzenberg" gelang den Roten Teufeln eine der beeindruckendsten Aufholjagden der Bundesliga.

"Es war vielleicht das tollste Spiel der Bundesliga-Geschichte", sagte Klaus Toppmöller noch Jahrzehnte später. Der ehemalige FCK-Stürmer meint die Begegnung zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem FC Bayern München am 12. Spieltag der Saison 1973/1974. Rund 35.000 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion sahen ein 7:4 (1:3), das vor allem auf Grund des Spielverlaufs in die Geschichte einging.

Zur damaligen Zeit war es ja nichts Außergewöhnliches, dass wir gegen Bayern München gewonnen haben, das kam ja öfters vor. Das Zustandekommen dieses Sieges, das war die eigentliche Sensation und deshalb wird heute noch darüber gesprochen.

Bayern-Dominanz in der Anfangsphase - 1:4 nach 57 Minuten

Zu Beginn der Partie lief es für den FCK alles andere als gut. Bereits nach fünf Minuten musste Torwart Josef Elting das erste Mal den Ball aus dem eigenen Netz holen. Mittelfeldspieler Bernd Gersdorff erzielte die Bayern-Führung und legte in der 12. Minute zum 2:0 aus Münchener Sicht nach. Ebenfalls einen Doppelpack für die Bayern schoss Stürmerlegende Gerd Müller (36./57.). Weil der FCK-Angreifer Josef Pirrung kurz vor der Pause für den zwischenzeitlichen 1:3-Anschlusstreffer sorgte, stand es nach einer knappen Stunde 1:4 aus Sicht der Pfälzer.

"Nach dem 4:1 habe ich gedacht, dass wir das Spiel nach Hause bringen können", sagte der damalige Bayern-Trainer Udo Lattek nach Spielende. Sein Kapitän Franz Beckenbauer erinnerte sich knapp 40 Jahre nach dieser denkwürdigen Partie: "Dann haben wir angefangen, den Gegner zu unterschätzen." In der Schlussphase erlebten die Bayern-Stars um Kapitän Beckenbauer, Stürmer Müller und Torwart Sepp Maier eine Schmach.

FCK-Comeback: Sechs Tore in 32 Minuten

Die Roten Teufel erzielten innerhalb von 32 Minuten sagenhafte sechs Tore und drehten das Spiel. Aus einem fast aussichtslosen 1:4 wurde ein deutlicher 7:4-Sieg. Durch Tore von Toppmöller (57.) und Pirrung (61./73.) glich der FCK zunächst aus, bevor Bayerns Doppeltorschütze Gersdorff vom Platz flog (76.). In Überzahl machten die Pfälzer dann den Sieg klar. Erst traf Abwehrspieler Ernst Diehl zur 5:4-Führung (84.), bevor Herbert Laumen mit einem Doppelpack (87./89.) für den 7:4-Endstand sorgte.

"Die Bayern waren demoralisiert", erinnerte sich FCK-Mittelfeldspieler Hermann Bitz. "Das war eine Vorführung die letzte halbe Stunde. Der Franz Beckenbauer hat nur noch abgewunken, die wussten gar nicht, was ihnen geschieht." Beckenbauer bestätigte diesen Eindruck in einem SWR-Interview aus dem Jahr 2012: "Ich war sprachlos - wie alle anderen auch."

Freude pur nach denkwürdigstem Spiel der FCK-Geschichte

Eine ganz andere Stimmungslage herrschte natürlich bei den Roten Teufeln. "Das war einfach nur Freude pur", sagte Abwehrspieler Fritz Fuchs. Trainer Erich Ribbeck seien nach dem Spiel "die Tränen geflossen" - vor Freude natürlich. Auch die Fans erlebten an diesem 20. Oktober einen unvergessenen Nachmittag. "Man lag sich da einfach nur in den Armen und hat sich fassungslos angeschaut angesichts des Ergebnisses", erinnerte sich eine FCK-Anhängerin. Ein Fan beschrieb die Gefühlslage so: "Ich habe noch niemals die Westkurve so glücklich gesehen. Die ganze Westkurve ein Kloß, alles hat sich umarmt. Es war wunderschön."

Die FCK-Fans haben viele erinnerungswürdige Erfolge feiern dürfen: vier Deutschen Meisterschaften, zwei Pokalsiege, etliche besondere Europapokalspiele, bei denen auch einmal Real Madrid mit 5:0 nach Hause geschickt wurde. Dennoch ist das 7:4 über das 70er-Jahre Star-Ensemble des FC Bayern die wohl denkwürdigste Partie, die das Publikum im Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern gesehen hat. Selbst der Kaiser Franz Beckenbauer sagte rund 40 Jahre nach der Partie: "Die Lauterer sprechen heute noch davon." Das gilt auch noch 50 Jahre nach diesem Spiel.

Stand
AUTOR/IN
David Luding