Tipps vom Gesundheitspsychologen

Wie Sie mit Wut umgehen können

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Christian Balser
Christian Balser
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In vielen Alltagssituationen regen wir uns über etwas auf und wir werden wütend. Am liebsten würden wir uns dann von diesen Gefühlen leiten lassen. Doch das ist keine gute Idee.

Erstmal tief durchatmen, heißt es oft. Dr. Thomas Kubiak ist Professor für Gesundheitspsychologie an der Johannes Gutenberg Universität in Mainz und hat noch mehr Tipps parat.

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Ärger nicht einfach herauslassen

SWR1: Wenn wir uns stark aufregen, sollten wir besser Dampf ablassen, oder?

Prof. Dr. Thomas Kubiak: Das gilt nur so halb. Ärger und Wut sind alltägliche Emotionen, die gehören zum Leben dazu. Die sind unlustbetont, negative Gefühle haben aber auch eine wichtige Signalfunktion für den Menschen.

Typischerweise treten sie auf, wenn man denkt, ungerecht behandelt worden zu sein. Es ist also eine soziale Emotion. Die landläufige Meinung, den Ärger herauszulassen, dann wütend auch auszuagieren, ist die nicht ganz so hilfreiche Variante.

SWR1: Man sollte seinen Ärger aber auch nicht immer herunterschlucken, oder?

Kubiak: Das definitiv nicht. Günstige Varianten sind vielleicht, die Situation aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Vielleicht hat das Gegenüber, das den Ärger auslöst, auch nicht absichtsvoll gehandelt. Und, eher als wütend auszuagieren, dem Gegenüber sachlich rückzumelden, was denn hier Ihrer Meinung nach schiefgelaufen ist.

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Ablenkung und Sport helfen bei Wutgefühlen

SWR1: Wie können wir lernen, Wut und Ärger zu akzeptieren?

Kubiak: Diese Fähigkeitssituation anders oder neu zu überdenken, das lässt sich durch Übung durchaus erlernen. Mal Luft zu holen, sich auch mal abzulenken und zwischendurch zu überlegen, wie ich es dem Gegenüber rückmelden kann.

Das kann gut funktionieren, vorausgesetzt natürlich, die andere Person, die den Ärger verursacht, ist greifbar und nicht ein Abstraktum wie die Bahn. (...) Einfach einmal das kurz sacken zu lassen und nicht aus der akuten Emotionen heraus zu agieren, das kann hilfreich sein.

SWR1: Was halten Sie davon, Wut mit Sport zu begegnen?

Kubiak: Das kann auch eine sehr gute Lösung sein. Ärger und Wut wirken aktivierend, das erzeugt Energie und die muss auch irgendwo hin. Da kann körperliche Aktivität und Sport ein günstiger Weg sein, um die Energie loszuwerden. Es ist auch ablenkend, sodass man dann auch wieder ausgeglichener wird.

Ärger und Wut wirken aktivierend, das erzeugt Energie und die muss auch irgendwo hin.

Der gute alte Stressball ist sicherlich auch eine sinnvolle Möglichkeit, Anspannung abzubauen. Generell kann auch Ablenkung sinnvoll sein, ohne Sport zu treiben. Vor allen Dingen dann, wenn man an der Situation nichts ändern kann.

Ärger kann nützlich sein

SWR1: Wie lange dauert es, bis sich der Ärger bei uns wieder verabschiedet?

Kubiak: Das ist unterschiedlich. So ein ärgerliches Erlebnis kann einen je nach Person schon recht lange beschäftigen. Manche Menschen neigen auch zum Grübeln, also immer wieder die Situation in Gedanken durchzuspielen. Was hat der andere da getan und warum? Das ist auch nicht so hilfreich, das kann den Ärger längere Zeit aufrechterhalten, und das Gefühl kann wiederkommen.

SWR1: Was ist das Wichtigste bei Ärger?

Kubiak: Das Wichtigste bei Ärger ist, es eben nicht nur negativ zu sehen. Diese Gefühle haben die wichtige Signalfunktion, vor allen Dingen im sozialen Kontext. Das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt, dass man sich ungerecht behandelt fühlt, ist auch ein wichtiges Korrektiv, um überhaupt zu merken, dass vielleicht etwas im Argen liegt.

Das Gespräch führte SWR1 Moderator Christian Balser.

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