Die Firmenzentrale von E.G.O in Oberderdingen: das Unternehmen verzeichnete 2023 Umsatzeinbußen

Konzern stellt sich für Zukunft auf

Keine Entlassungen bei Küchengerätehersteller E.G.O in Oberderdingen

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Heiner Kunold
Das ist Heiner Kunold

Die Weltmarktflaute bei den Küchenherstellern schlägt bis in den Kraichgau durch. Beim Küchengerätehersteller E.G.O in Oberderdingen sollen 160 Arbeitsplätze abgebaut werden.

Die Blanc & Fischer Familienholding ist eines der weltweit führenden Unternehmen für Küchen und alles was dazu gehört. Von Oberderdingen (Landkreis Karlsruhe) aus eroberte seite den 1930er Jahren die elektrische Kochplatte die Welt. Das Unternehmen ist mit über 8.800 Arbeitsplätzen weltweit auch der größte Arbeitgeber in und um Oberderdingen. Jetzt sollen dort allerdings Arbeitsplätze abgebaut werden.

Die E.G.O ist eine Tochter der Blanc & Fischer Familienholding. Mit einem Jahresumsatz von knapp 700 Millionen Euro ist sie die stärkste Tochter der Holding und beschäftigt am Standort derzeit 1.346 Menschen. Weil Ukraine-Krieg und Inflation den Markt getroffen haben und die Umsätze der Holding um über 14 Prozent auf 1,24 Milliarden Euro eingebrochen sind, musste das Unternehmen reagieren. Allerdings wird der ursprüngliche Plan, nämlich 300 Arbeitsplätze abzubauen, nicht weiter verfolgt. Am Ende werden es 160 Arbeitsplätze sein, die gestrichen werden sollen.

E.G.O in Oberderdingen: Keine betriebsbdedingten Kündigungen

Die Arbeitsplätze werden nicht alle auf einmal gestrichen, sondern je nach wirtschaftlicher Lage über die kommenden fünf Jahre verteilt. Sollte die Konjunktur wieder anspringen, so der Vorsitzende der E.G.O Geschäftsführung, Karlheinz Hörsting, könnte es auch sein, dass gar nicht alle 160 Stellen gestrichen werden müssen. Was Gewerkschaft, Betriebsrat und Geschäftsleitung in zähen, mehrwöchigen Verhandlungen außerdem erreicht haben: es wird keine betriebsbedingten Kündigungen geben.

Das Unternehmen mit sehr vielen langjährig und in Teilzeit beschäftigten Männern und Frauen will darüber hinaus ein ebenfalls sozialverträgliches Austrittsprogramm anbieten. Ab Juni will E.G.O allen Beschäftigten solche Angebote machen.

Logo von E.G.O in Oberderdingen
In Oberderdingen wird an der Zukunftsfähigkeit von E.G.O gefeilt

Küchengerätehersteller E.G.O: Wochenarbeitszeit steigt um zwei Stunden

Ein Teil des Deals von Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern ist, dass die Beschäftigten sich bereit erklären, zwei Stunden mehr pro Woche zu arbeiten. Die eigentliche Wochenarbeitszeit liegt in der Metall- und Elektrobranche aktuell bei 35 Stunden. Die E.G.O-Beschäftigten haben sich am Dienstag auf einer Betriebsversammlung dazu bereit erklärt, in den kommenden Jahren zwei Stunden pro Woche mehr zu arbeiten.

Darüber hinaus werden tariflich vereinbarte Zusatzvergütungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld entweder ganz oder teilweise gestrichen. Und zwar für eine bestimmte Zeit: Bis 2029 sollen sämtliche Einschränkungen wieder zurückgefahren werden.

Langfristige Beschäftigungssicherung bei E.G.O erreicht

Die Grundbezüge seien nicht angetastet worden, es gebe keine Entlassungen, dafür aber eine langjährige Beschäftigungssicherung, kommentierte der 1. IG-Metall Bevollmächtigte, Dirk Becker, das Verhandlungsergebnis. Das Ergebnis habe bei der Belegschaft keine Freudenrufe ausgelöst, berichtete auch Betriebsratsvorsitzender Marcus Kornherr. Allerdings wurde es von 95 Prozent der Belegschaft auf einer Betriebsversammlung am Dienstag bereits goutiert.

Wichtig ist für die Kolleginnen und Kollegen das Thema Zukunftsperspektive. Alles, was sie jetzt einbringen, ist eine Investition in die Zukunft und in den Standort.

Teile der Produktion gehen von Oberderdingen ins Ausland

Zu dem Deal bei E.G.O gehört auch, dass ein Teil der Produktion ins Ausland verlagert wird. Ein Teil der Kochplattenproduktion geht nach Slowenien, die Produktion von Thermostaten wird nach Zagreb in Kroatien verlagert. Am Standort Oberderdingen sollen dagegen digitale und neuartige Produktionslinien ausgebaut und weiter entwickelt werden. Das trage zur langfristigen Sicherung des Standorts Oberderdingen bei, betonte Geschäftsführer Karlheinz Hörsting.

Wir investieren in die Digitalisierung und in Hochpreisprodukte, damit wir hier in Oberderdingen auf lange Sicht produktionsfähig bleiben.

Keine Aussagen machte das Unternehmen am Mittwoch über die Dauer der Kurzarbeit im Betrieb. In Oberderdingen wird aktuell einen Tag pro Woche weniger gearbeitet, als Folge der Krise bei den Küchenherstellern. Bei der Vorstellung der Konzernbilanz in der vergangenen Woche hatte Vorstandsvorsitzender Bernd Eckl erklärt, man erwarte für dieses Jahr zwar wieder ein stabiles Ergebnis, aber keine deutliche Verbesserung der Situation. Grundsätzlich gehe man aber davon aus, dass der Küchenmarkt in den kommenden Jahren wieder ein Wachstumsmarkt sein werde.

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