Schlaganfallhelferin Margit Kraubmann und Patientin Elke in der Cafeteria der Rems-Murr-Kliniken

Landesweit einzigartiges Pilotprojekt

Schlaganfall: Zurück ins Leben dank ehrenamtlicher Helfer

Stand
AUTOR/IN
Siri Warrlich
Profilbild von Siri
ONLINEFASSUNG
Vanessa Sieck
Vanessa Sieck

Nach einem Schlaganfall finden viele Betroffene nur schwer zurück in den Alltag, auch weil sie in eine Versorgungslücke fallen. Im Rems-Murr-Kreis helfen nun Ehrenamtliche.

Plötzlich ein Schlaganfall - und nichts mehr ist, wie es vorher war. Damit Betroffene sich in ihrem neuen Alltag zurechtfinden, gibt es im Rems-Murr-Kreis ehrenamtliche Schlaganfall-Helfer. Das Pilotprojekt soll dazu beitragen, eine Versorgungslücke zu schließen. Denn nach ihrem Krankenhaus-Aufenthalt fallen einige Patienten in ein tiefes Loch, erklärt Professor Ludwig Niehaus, Chefarzt am Rems-Murr-Klinikum in Winnenden. Der Experte für Schlaganfälle hat das Projekt Schlaganfall-Helfer ins Leben gerufen. Bislang ist es eine landesweit einzigartige Aktion.

Schlaganfall-Helfer begleiten Patienten zu Arztbesuchen

Etwa 270.000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Schlaganfall. Auch die 69-jährige Elke hat es vergangenen Sommer getroffen. Sie konnte nicht mehr gehen, kaum mehr schlucken oder sprechen. Weil sie keinen Partner und keine Kinder hat, musste sie ins Pflegeheim umziehen. Dort wird sie seit einigen Monaten regelmäßig von Margit Kraubmann, ihrer Schlaganfall-Helferin, besucht. Seit den ersten Treffen im Februar erledigt sie nicht nur Behördengänge und begleitet Elke bei Arztbesuchen. Sie ist auch zu einer Freundin geworden. Elke ist froh, dass sie nicht alleine ist.

Ich brauche schon noch Begleitung.

Professor Ludwig Niehaus von den Rems-Murr-Kliniken zusammen mit Schlaganfall-Helferin Margit Kraubmann und Patientin Elke
Professor Ludwig Niehaus von den Rems-Murr-Kliniken zusammen mit Schlaganfall-Helferin Margit Kraubmann und Patientin Elke.

Helfer kennen sich aus im Versorgungs-Netzwerk

Margit Kraubmann ist eine von 16 zertifizierten Schlaganfall-Helferinnen und -Helfern. 40 Stunden lang wurden sie vom DRK Kreisverband Rems-Murr geschult in Kooperation mit den Rems-Murr-Kliniken und der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Da die zertifizierten Helfer mit dem Versorgungs-Netzwerk vor Ort vertraut sind, sollen sie schnell und effektiv bei Herausforderungen im Alltag helfen können.

Dazu gehört neben der Hilfe beim Ausfüllen von Formularen oder dem Knüpfen von Kontakten zu Informationsstellen auch die emotionale Unterstützung. Nicht nur die Betroffenen selbst müssten ermutigt werden, sondern auch deren Familien. Denn diese seien mit der neuen Situation oft überfordert, erklärt Ludwig Niehaus. Das sei ein weiterer Grund, warum er das Projekt initiiert hat. Es nutzt die Erfahrungen von ähnlichen Angeboten, die in anderen Bundesländern schon existieren. Das Angebot ist für die Betroffenen übrigens kostenlos.

Schritt für Schritt in Richtung Unabhängigkeit

Zum Weg zurück ins Leben gehört für Elke auch, die richtigen Worte wiederzufinden. Dank gemeinsamer Spiele trainieren Margit Kraubmann und Elke gemeinsam das Gehirn. Dabei schmieden sie Zukunftspläne, zu denen ein gemeinsamer Freibad-Besuch zählt. "Ich denke, dass mit jedem kleinen Schritt ein bisschen mehr Unabhängigkeit zustandekommt", erzählt Margit Kraubmann. Das langfristige Ziel ist klar: Elke möchte eines Tages wieder in ihrer eigenen Wohnung leben.

Mehr zu Schlaganfällen

Ulm

Universitäts- und Rehabilitationskliniken Ulm Wie Roboter am RKU bei der Versorgung von Schlaganfallpatienten helfen

Nach einem Schlaganfall oder Schädel-Hirn-Trauma wieder mobil werden - das ist das Ziel einer neuen Station der Rehabiliationskliniken Ulm (RKU). Dabei wird auch Robotik eingesetzt.

SWR4 am Nachmittag SWR4

Tübingen

Rehabilitation mit modernster Technik Uniklinik Tübingen hilft bei Schlaganfall mit Neurotechnologie

Wie kann man Menschen helfen, die nach einem Schlaganfall beispielsweise ihre Hand nicht mehr bewegen können. Das wird an einem Institut der Uniklinik Tübingen erforscht.

Guten Morgen Baden-Württemberg SWR1 Baden-Württemberg

Stuttgart

Smartphones als Notfallhelfer in BW Lebensretter aus der Nachbarschaft: Schnellere Hilfe per App

Bei einem Herzstillstand zählt jede Minute. Daher gibt es Apps für Ersthelfer, die noch vor dem Rettungsdienst da sein können. Immer mehr Kommunen in BW wollen sie einsetzen.