Polizei vor Europapark-Stadion (Foto: SWR, Anita Westrup)

Letzter Verhandlungstag am Bundesverfassungsgericht

Wer bezahlt Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen?

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AUTOR/IN
Leon Löffler

Vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe soll geklärt werden, was auch unter Fans des SC Freiburg umstritten ist: Wer trägt die Kosten für Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen?

Wenn der VfB Stuttgart gegen den SC Freiburg spielt, der Karlsruher SC gegen den 1. FC Kaisersautern oder andere rivalisierende Vereine aufeinandertreffen - dann werden Fußballspiele auch mal zum Großeinsatz für die Polizei. In Deutschland zahlen das aktuell die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. Darf der Staat die Vereine an den Kosten für solche Polizeieinsätze beteiligen? Darüber verhandelt das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe heute zum letzten Mal. In anderen Ländern ist es bereits üblich, dass die Vereine einen Teil der Polizeikosten tragen.

Fans des SC Freiburg uneinig, wer die Kosten tragen soll

"Es wird sonst auch alles vom Staat bezahlt an Polizeieinsätzen. Wenn eine Demo ist, zahlt auch nicht der Veranstalter", sagt SC-Fan Simon Herr beim Heimspiel am vergangenen Sonntag gegen Mainz 05 dem SWR. Anders sieht das SC-Fan Florian Rothmaier: "Fußball ist wichtig, aber interessiert auch nicht alle. Der Verein sollte einen Anteil übernehmen. So könnte die Allgemeinheit entlastet werden".

Land Bremen gegen die DFL vor Gericht : Was ist bisher passiert?

Der Rechtsstreit zieht sich schon über zwölf Jahre: Die Kontrahenten: das Land Bremen und die Deutsche Fußball Liga (DFL), die die Vereine der ersten und zweiten Bundesliga vertritt. Das Land Bremen will, dass sich Fußballvereine im Profisport an den Kosten für Hochrisikospiele beteiligen. 334.000 Euro stellt das Land der DFL pro Hochrisikospiel in Rechnung.

2019 gab es bereits ein Urteil vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Bremen dürfe Kosten grundsätzlich den Vereinen in Rechnung stellen. "Für den besonderen Polizeiaufwand einer kommerziellen Hochrisikoveranstaltung darf grundsätzlich eine Gebühr erhoben werden", hieß es damals in der Urteilsbegründung. Dagegen hatte die Deutsche Fußball Liga (DFL) Verfassungsbeschwerde eingelegt. In Karlsruhe soll jetzt in letzter Instanz entschieden werden, wer die Polizeikosten für Hochrisikospiele tragen muss.

Polizeiautos vor Schwarzwaldkulisse (Foto: SWR)
Einsatzwagen vor dem Europa-Park Stadion in Freiburg.

Tausende Arbeitsstunden für die Polizei BW durch Fußballspiele

Auf SWR-Anfrage teilte die Polizei mit, dass es in der Saison 2022/23 in Baden-Württemberg 13 Hochrisikospiele gab. Darunter seien vier Spiele in der Bundesliga und fünf in der zweiten Bundesliga gewesen - beispielsweise Partien des VfB Stuttgart gegen den Hertha BSC und Borussia Dortmund oder Spiele des Karlsruher SC gegen 1860 München und den FC Nürnberg.

Kein Spiel des SC Freiburg galt in der vergangenen Saison laut Polizei als Risikospiel. Trotzdem haben die SC-Spiele in der vergangenen Saison für einige Einsatzstunden der Polizei gesorgt: Bei den Partien der 1. Mannschaft seien es 18.000 gewesen. Die meisten Einsatzstunden haben aber der VfB Stuttgart und der Drittligist SV Waldhof Mannheim verursacht, beide jeweils mit über 24.000 Einsatzstunden.

Einsatzleiter bespricht sich mit Kollegen (Foto: SWR)
Beim SC Freiburg Heimspiel bespricht sich Einsatzleiter Christoph Dümmig (links) mit einem Kollegen.

Polizei Freiburg: großer Betreuungsaufwand bei 35.000 Fußballfans

"Wir als Team Polizei sind eingespielt", sagt Christoph Dümmig, Einsatzleiter beim Heimspiel des SC Freiburg gegen Mainz 05.

Wenn sie 35.000 Menschen an einem Fleck zusammenbringen, müssen sie schon einen gewissen Betreuungsaufwand leisten.

Und dieser Betreuungsaufwand hänge von der Risikobewertung des jeweiligen Spiels ab. Während bei normalen Spielen rund 200 bis 300 Polizisten im Einsatz seien, würden es bei einem Hochrisikospiel schnell über tausend. Die Kosten für solche Großeinsätze der Polizei tragen aktuell Bund und Land. Trotz des heutigen letzten Verhandlungstages wird mit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts erst in einigen Monaten gerechnet.

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