Eine Statue im Zentrum von Lwiw wurde zum Schutz vor Schäden durch einen möglichen russischen Angriff abgedeckt.

Reise ins Kriegsgebiet

Lwiw: Zwischen Fliegeralarm und normalem Alltag

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Anita Westrup
Anita Westrup ist Reporterin und Redakteurin im SWR Studio in Freiburg.
Dorothee Soboll
Dorothee Soboll, SWR Studio Freiburg

Kurz vor Mitternacht gibt es Fliegeralarm, aber die Menschen tanzen auf den Straßen: In Freiburgs ukrainischer Partnerstadt Lwiw ist der Krieg spürbar, aber das Leben geht trotzdem weiter.

Scheinbar eine ganz normale Stadt an einem Sommerabend: Die Straßen sind in warmes Licht getaucht, Menschen sitzen in Bars, manche von ihnen tanzen auf den Straßen, im Hintergrund läuft Musik. Doch der Eindruck täuscht. Das ist nicht irgendeine Stadt in Europa, sondern Lwiw in der Ukraine, eine von Freiburgs Partnerstädten. SWR-Reporterin Anita Westrup ist für 24 Stunden in Lwiw und berichtet von dort. Anlass ist eine Reise einer kleinen Delegation rund um Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos).

SWR-Reporterin Anita Westrup berichtet für Online, Radio und Fernsehen aus Freiburgs Partnerstadt Lwiw in der Ukraine
SWR-Reporterin Anita Westrup berichtet für Online, Radio und Fernsehen aus Freiburgs Partnerstadt Lwiw in der Ukraine

Tanzen auf der Straße - und Fliegeralarm

Lwiw liegt im Westen der Ukraine, nahe der Grenze zu Polen. In einem Viertel der Stadt mit gut 700.000 Einwohnern gibt es viele Bars, dort wirkt der Krieg erst einmal weit weg. "Die Menschen wollen leben, sie wollen Spaß haben", beschreibt Anita Westrup die Stimmung in dem Ausgehviertel. Im Kontrast dazu sind in der Stadt Monumente mit schwerem Stahl eingerüstet, um sie vor Angriffen zu schützen; überall liegen Sandsäcke. Gegen 23 Uhr gibt es Fliegeralarm - aber das interessiert kaum jemanden. Manche gehen in den Luftschutzkeller, andere nicht, für sie gehören die Sirenen schon zum Alltag.

Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn besucht Flüchtlingsunterkunft im ukrainischen Lwiw
Besuch in einer Flüchtlingsunterkunft im ukrainischen Lwiw

Ähnliches hat sie in einer Unterkunft für Geflüchtete erlebt. Dort sind viele Frauen untergebracht, die aus den Kriegsgebieten Mariupol und Charkiw nach Lwiw gekommen sind. Sie haben ihre Partner zurückgelassen, ihre Kinder und sich in Sicherheit gebracht. Einerseits, so der Eindruck vor Ort, sind die Frauen froh. Andererseits vermissen sie ihre Partner, die Väter ihrer Kinder.

"Trotz des Krieges wollen sich die Menschen nicht die Freude am Leben nehmen lassen. Und das macht irgendwie Mut", so ein Zwischenfazit der Reporterin.

Hier der SWR4-Talk mit Reporterin Anita Westrup zum Nachhören:

Tägliche Trauerzüge durch die Stadt

Was allerdings auch immer wieder die Menschen innehalten lasse, seien die Trauerzüge. Die verstorbenen Soldatinnen und Soldaten werden dabei in Särgen durch die Stadt gefahren, damit die Menschen Abschied von ihnen nehmen können. "Die Passanten bleiben stehen und haben Tränen in den Augen," berichtet die SWR-Reporterin. Das gehöre leider mittlerweile auch zum Alltag in Lwiw.

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