Ulmener Maar

Testbohrungen für neue Brunnen am Ulmener Maar

Wassermangel: Kreis Cochem-Zell sucht nach Trinkwasser

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Bruno Nonninger

Im Kreis Cochem-Zell ist nach eigenen Angaben das Trinkwasser knapp. Nun sollen neue Brunnen das Problem dauerhaft lösen.

Nach Angaben von Landrat Manfred Schnur hat der Kreis Cochem-Zell in den Sommermonaten durch den Tourismus fast die doppelte Bevölkerung und damit auch etwa den doppelten Wasserverbrauch. Ein weiterer Faktor für den hohen Verbrauch sei die extreme Trockenheit. Bei den derzeitigen Niederschlagsmengen könne man den Verbrauch mit den vorhandenen Brunnen nicht auf Dauer sicherstellen.

Testbohrung am Jungferweiher, in der Nähe des Ulmener Maars im Landkreis Cochem-Zell
Eine der Test-Bohrstellen am Jungferweiher neben dem Ulmener Maar

Wasser zu sparen sei das oberste Ziel, so der Landrat weiter. Deshalb hatte der Kreis kürzlich dazu aufgerufen - zunächst als freiwillige Maßnahme. Da aber nach Kreisangaben immer noch zu viel Wasser verbraucht wurde, verbot der Kreis dann im Juli und August die Verwendung von Trinkwasser für bestimmte Zwecke - wie beispielsweise Autowaschen oder Rasen sprengen. Zugleich wolle man aber für alle Trinkwasser in entsprechender Qualität zur Verfügung stellen. Eine Lösung könnte nun das Bohren neuer Trinkwasserbrunnen sein.

Durch neue Brunnen am Ulmener Maar zu mehr Trinkwasser?

Rund um den Jungferweiher bei Ulmen und am Ulmener Maar sucht der Kreis deshalb momentan nach neuen Grundwasservorkommen. Drei Testbohrungen hat eine Spezialfirma für Hydrogeologie dort bereits unternommen. Landrat Schnur sieht die neuen Brunnenbohrungen nach eigenen Angaben auch als Investition in die Sicherung der Wasserversorgung der Zukunft.

Im Gebiet um Ulmen liege die Wiege der Wasserversorgung im Kreis, erklärt Karl-Josef Fischer, Leiter der Kreiswerke Cochem-Zell. Von dort aus habe in den 1920er Jahren die Versorgung mit Trinkwasser im Kreis über ein zentrales Leitungssystem begonnen. Aus dieser Zeit seien noch insgesamt sechs Brunnen vorhanden. Mit ca. 20 bis 30 Metern lieferten sie weniger Trinkwasser als heutige tiefere Brunnen. "Man hat diese Brunnen damals mit der Hand gegraben, und wenn man auf Wasser gestoßen ist, hat man eben aufgehört", so Fischer.

Ulmener Maar im Kreis Cochem-Zell
Das Ulmener Maar im Kreis Cochem-Zell

Die Bereiche der Eifelmaare, wie das Ulmener Maar und auch der Jungferweiher, seien für neue Brunnenbohrungen geologisch gesehen gut geeignet, erklärt Diplom-Geologe Dr. Karl-Heinz Koeppen vom Bopparder Geowissenschafts- und Ingenieurbüro "Wasser und Boden". Er berät den Kreis fachlich bei der Suche neuer Trinkwasservorkommen. Die Eifelmaare seien im Grunde große Sammelbecken für Niederschlagswasser. Ferner spiele deren besondere Geologie eine Rolle.

So gebe es rund um die Maare durch die damaligen vulkanischen Aktivitäten Gesteinsschichten, die viel Wasser speichern und leiten könnten. Aus solchem Gestein sei es grundsätzlich eher möglich, Grundwasser zu fördern als aus Schiefer oder ähnlich dichten Gesteinen, so Koeppen. Brunnen hier könnten also wahrscheinlich eher zur Trinkwassergewinnung beitragen als an anderer Stelle im Kreis.

Drohnenflug über zwei Maare und die Autobahn dazwischen
Zwei Maare verlaufen unter der Autobahn A48. Rechts: der Jungferweiher, links: das Ulmener Maar

Angst, dass die Maare durch neue Brunnen in deren Umgebung nun austrockneten oder leer liefen, müsse niemand haben, so Geologe Koeppen. Die vulkanischen Kegel der Maare und die Grundwasser führenden Schichten seien hinsichtlich des Wassers weitgehend voneinander unabhängige Systeme. Man zapfe mit den Bohrungen nicht die Maare an, sondern natürliche Grundwasservorkommen.

Erste Testbohrungen sehen gut aus

Die ersten Bohrungen seien positiv, so Geologe Koeppen. Es gebe wasserführende Schichten. Man könne dort also neue Brunnen bauen, die wahrscheinlich zur dauerhaften Trinkwasserversorgung beitragen könnten, so der Experte. Auch die Wasserqualität sei gut. Das Wasser sei ohne aufwändige Aufbereitung als Trinkwasser verwendbar.

Nun müsse man schauen, wie die Testbohrstellen auf große Wasserentnahmemengen reagierten. Die jetzigen Erkundungsbohrungen mit zwischen 50 und 70 Metern könnten wahrscheinlich auch mehr Wasser liefern, als die alten Brunnen aus den 1920er Jahren. Die dritte Testbohrung läuft derzeit noch und soll Ende des Monats abgeschlossen sein.

Testbohrung am Jungferweiher, in der Nähe des Ulmener Maars im Landkreis Cochem-Zell
Eine der Testbohrungen am Jungferweiher, in der Nähe des Ulmener Maars

Wie geht es weiter?

Zunächst müsse nun nachgewiesen werden, dass auch dauerhaft genügend Wasser in guter Qualität gefördert werden könne, so der Geoologe. Auch dürften das Grundwassersystem und die Wasserbiotope durch die Wasserentnahmen nicht gestört werden. Dies stelle die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord) im Falle einer Brunnengenehmigung sicher, so Landrat Schnur.

Generell dürfe immer nur maximal so viel Wasser entnommen werden, wie sich als Grundwasser neu bilde, so Koeppen. Die drei neuen Brunnen sollen deshalb die bisherigen Brunnen ersetzen, nicht ergänzen. Im Idealfall könnten dann etwa 500.000 m³ im Jahr gefördert werden, erläutert Werkleiter Fischer.

Am 9. September befasst sich der Werkausschuss des Kreises mit dem aktuellen Zwischenstand. Hier soll auch das weitere Vorgehen besprochen werden. Wenn sich herausstelle, dass man hier dauerhaft Wasser ohne eine Gefährdung der Ökosysteme fördern könne und dürfe, solle schon im nächsten Jahr damit begonnen werden, so Schnur. Die Brunnen würden dann auch sofort Wasser für die Versorgung liefern.

Ist Rasen sprengen in Zukunft noch erlaubt?

Trinkwasser zu sparen sei immer noch das oberste Ziel, so Landrat Manfred Schnur. "Jeder Kubikmeter, den man nicht verbraucht, ist ein Gewinn", sagt er. Aber: Das Grundproblem sei auch damit nicht gelöst. Da es wohl auch in Zukunft immer weniger regne und extreme Wetterlagen mit langen Trockenphasen gebe, sei zu erwarten, dass sich immer weniger Grundwasser neu bilden könne. Wenn es so bleibe, könnten die vorhandenen Brunnen den Bedarf nicht dauerhaft decken, so Werkleiter Fischer.

Der Aufruf zum freiwilligen Trinkwassersparen in diesem Sommer hatte nach Angaben des Kreises nicht zum Erfolg geführt. Erst nach den Verboten ging der Wasserverbrauch demnach spürbar zurück. Verbote seien aber immer die letzte Maßnahme, so Schnur: "Ich hoffe nicht, dass wir Wasser zukünftig rationieren müssen." Der Landkreis fördere deshalb auch Initiativen zum Sammeln von Regenwasser in privaten Zisternen und wolle das zukünftig auch ausweiten.

Der Kreis erwartet nach eigenen Angaben, dass sich der Wasserverbrauch bis Anfang November wieder normalisieren wird und die momentanen Verbote dann wieder aufgehoben werden können.

RLP

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Der Nachmittag SWR1 Rheinland-Pfalz

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Bruno Nonninger