Saisonende beim SWR Symphonieorchester

Pablo Heras-Casado dirigiert Berio und Mendelssohn: „Da ist einfach eine unendliche Neugier“

Stand
INTERVIEW
Tabea Dupree
ONLINEFASSUNG
Dominic Konrad

Beim letzten Abo-Konzert des SWR Symphonieorchestes in dieser Saison steht der spanische Dirigent Pablo Heras-Casado mit einer ausgefallenen Stückauswahl am Pult: Luciano Berios „Quatre Dédicaces“, Igor Strawinskys „Psalmensinfonie“ und „Die erste Walpurgisnacht“ von Felix Mendelssohn Bartholdy stehen auf dem Programm. Warum ihn zeitgenössische Musik fasziniert und das Singen für ihn über allem steht, verrät er im Gespräch.

Audio herunterladen (21,5 MB | MP3)

Ein Wandler zwischen den musikalischen Welten

Egal ob Barock, klassisch-sinfonische Werke oder zeitgenössische Komponisten: Pablo Heras-Casado hat eine unendliche Entdeckungsfreude, wenn es um altes wie neues Repertoire geht: „Für mich gibt es kein Geheimnis, da ist einfach eine unendliche Neugier“, sagt der Dirigent im Gespräch mit SWR2.

Entsprechend vielseitig ist auch das Konzertprogramm, dass er für das Finale der aktuellen Konzert-Spielzeit des SWR Symhonieorchester zusammengestellt hat: Luciano Berio und Strawinsky sowie, nach der Konzertpause, Mendelssohns „Erste Walpurgisnacht“.

Sowohl Mendelssohn als auch Strawainsky beschäftigen sich in ihren Stücken mit Religion und Heidentum. Zwischen der „Psalmensinfonie“ und der „Walpurgisnacht“ liegen zwar hundert Jahre, aber in beiden Werken triumphieren am Ende Kunst, Mensch und Musik.

SWR2 Zur Person Der Dirigent Pablo Heras-Casado – unmittelbar erlebte Musik

Pablo Heras-Casado hat Kunstgeschichte studiert, Schauspielunterricht genommen, in vielen Chören gesungen, immer mit dem Ziel „ein besserer Künstler zu werden“. Heute steht der spanische Dirigent vor den großen Orchestern der Zeit. Stilistisch ist er offen, von Renaissance, über Barock bis jetzt zur „Neuen Romantik“, Schumanns Sinfonien zusammen mit den Münchner Philharmonikern, alles mit Frische und Feuer.

SWR2 Zur Person SWR2

Über das Singen zum Dirigieren

Gerade die „Walpurgisnacht“ hat Heras-Casado oft aufgeführt, auch als Sänger im Chor. Deswegen habe das ihn besonders gereizt, verrät der Dirigent. Er selbst trage die Seele eines Sängers in sich, denn erst über seine Zeit im Chor sei er zum Dirigieren gekommen: „Wenn also beides zusammen kommt, ist das glorreich.“

„Die Ursprünge der Musik liegen im Gesang. Jedes Instrument wurde den Qualitäten der Gesangsstimme nachempfunden. Das Singen ist die perfekte Art, um Gefühle auszudrücken. Musiker singen innerlich, wenn sie auf ihren Instrumenten spielen.“

Viel an seinem Musikverständnis verdanke er auch Pierre Boulez. Von ihm habe er gelernt, die Musik zu durchdringen und tief in sie einzusteigen. Boulez war sein letzter Mentor, Heras-CAsado arbeitete lange Zeit als sein Assistent.

„Boulez war jemand, der die Musik sprechen ließ, der hinter ihr zurückgetreten ist“, erinnert sich der Dirigent, „um ein Medium zwischen de Komponisten und dem Publikum sein zu können. Das hat er mir auf sehr intensive Weise gezeigt.“

Im Juli 2022 dirigierte Heras-Casado in Stuttgart Sibelius' Zweite

Ende Juli folgt das Bayreuth-Debüt

Die Konzerte in Stuttgart, Freiburg und Mannheim sind für den Spanier eine willkommene Abwechslung. Aktuell steckt er Hals über Kopf in den Vorbereitungen zum „Parsifal“, der diesjährigen Premiere der Bayreuther Festspiele am 25. Juli.

Die Partitur von Wagners Bühnenweihfestspiel sei unter dem Kopfkissen mit ihm um die Welt gereist, lacht Heras-Casado. Es fühle sich komisch an, nach der Probenzeit Bayreuth nun zu verlassen und wieder andere Musik zu dirigieren.

„Die Atmosphäre ist unglaublich“, verrät er. Für ihn sei es ein einmaliges Erlebnis, in Bayreuth auf dem Grünen Hügel den „Parsifal“ zu leiten: „Es ist ein Traum“

Stuttgart

SWR Web Concerts Pablo Heras-Casado dirigiert Berio, Strawinsky und Mendelssohn Bartholdy

Mit Sophie Harmsen, Werner Güra, Florian Boesch, dem SWR Vokalensemble und dem SWR Symphonieorchester. Dirigent: Pablo Heras-Casado. Livemitschnitt vom 7. Juli 2023.

Stand
INTERVIEW
Tabea Dupree
ONLINEFASSUNG
Dominic Konrad