Gamescom 2019: Spieler*innen testen das Remake von "Final Fantasy VII"

Gaming-Musik

„Final Fantasy“ und „Assassin's Creed“: Diese Videospiel-Soundtracks füllen Konzertsäle

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Dominic Konrad
Dominic Konrad, Autor und Redakteur bei SWR Kultur und SWR Musik

Videospiele dominieren den Markt der Unterhaltungsmedien und auch in die Konzertsäle finden die Melodien von Computer- und Konsolenspielen immer häufiger ihren Weg. Mit Erfolg, denn für viele Fans sind die Spiele-Konzerte der erste Berührungspunkt mit Orchestermusik. Wir stellen sechs Komponist*innen vor, deren Game-Musiken die Massen verzaubern.

Videospiel-Musik ist auf dem Vormarsch

Lange vorbei sind die Zeiten, als Videospiele nur das Kinderzimmer dominierten. Die Videospiele-Branche ist im Jahr 2024 längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Rund 54 Prozent der Deutschen spielen zumindest gelegentlich Games auf dem PC, dem Handy oder der Konsole, unter jungen Menschen zwischen 16 und 29 Jahren sind es sogar über 85 Prozent.

Dass moderne Videospiel-Musik der Filmmusik eigentlich in nichts nachsteht, findet auch Corinna Rottschy, Redakteurin und Orchester-Managerin des WDR Funkhausorchesters. Zur Gamescom, der weltweit größten Videospielemesse, die jährlich in Köln stattfindet, spielt das Funkhausorchester alljährlich sinfonische Konzerte mit Gaming-Musik.

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Videospiel-Musik hole die Hörerinnen und Hörer auf eine ähnliche Weise ab wie die Filmmusik, so Rottschy im Gespräch mit SWR Kultur: Sie verbinden mit den Melodien etwas, was sie kennen und lieben. Das Publikum der Gaming-Konzerte sei emotional sehr stark involviert, erklärt die WDR-Redakteurin. Es werde geweint und frenetisch applaudiert. Viele Hörer*innen würden über diese Konzerte zwar nicht umbedingt die Klassik für sich entdecken, aber die Wucht der Orchestermusik.

Welche Videospiel-Musiken sich auch für Nicht-Gamer*innen lohnen, haben wir im Folgenden zusammengetragen:

Nobuo Uematsu komponiert seit fast 40 Jahren für „Final Fantasy“

In den Spielen von „Final Fantasy“ trifft High Fantasy auf Science Fiction. 1987 startete die Spielereihe, die heute 16 Hauptteile umfasst, auf dem Super Nintendo. Vor allem „Final Fantasy VII“ und „Final Fantasy X“ zählen zu den beliebtesten Teilen der Reihe.

Seit der ersten Stunde zeichnet hauptsächlich Game-Komponist Nobuo Uematsu für die Musik der Reihe verantwortlich. Der Japaner, der sich als Autodidakt das Klavierspiel beibrachtete, begann Mitte der 1980er-Jahre als Arrangeur und Komponist beim Spiele-Hersteller Square Enix zu arbeiten. „Final Fantasy“ war dort einer seiner ersten Aufträge. Seit 2004 arbeitet Uematsu freiberuflich, auch als Filmkomponist.

Zuletzt wurde es um den heute 65-Jährigen ruhiger, denn Uematsu zog sich wegen Überarbeitung von größeren Kompositionsauträgen zurück. Für das aktuelle Remake von „Final Fantasy VII“ steuerte der Komponist nur das Haupt-Thema bei. Doch Uematsus stark sinfonisch geprägten Soundtracks machen ihn zu einem der beliebtesten Spiele-Komponisten aller Zeiten.

Yoko Shimomura, die Frau hinter „Kingdom Hearts“

Auch die Japanerin Yoko Shimomura gehört zu den Urgesteinen der Videospiel-Musik. 1988 beginnt sie ihre Karriere als Komponistin beim Game-Hersteller Capcom. Sie schreibt dort Musik für 17 Spiele, darunter das bis heute erfolgreiche Kampfspiel „Street Fighter II“.

1993 wechselt Shimomura zum Konkurrenten Square Enix. Hier arbeitet sie wie ihr Kollege Uematsu an sinfonischeren Spiele-Kompositionen wie „Legend of Mana“, „Final Fantasy XV“ und „Kingdom Hearts“. Als Inspiration nennt Shimomura selbst Komponisten wie Beethovens 7. Sinfonie, Chopins Ballade Nr. 1 und „La Valse“ von Ravel.

„Kingdom Hearts“ kombiniert die Welten von Squares „Final Fantasy“-Reihe mit den Figuren der Disney-Filme. Hauptfigur Sora kämpft an der Seite von Goofy und Donald Duck gegen die Herzlosen, um den verschwundenen König Micky Maus wiederzufinden.

Jesper Kyd: Der Autodidakt hinter „Assassin's Creed“

Zu den wichtigsten europäischen Vertretern der Gaming-Musik gehört der Däne Jesper Kyd. Seit den 1990er-Jahren ist er im Geschäft und komponierte anfangs hauptsächlich für Konsolenspiele. Das Komponieren brachte sich Kyd weitestgehend autodidaktisch bei.

2007 schrieb er die Musik zu einer der erfolgreichsten Spielereihen unserer Tage: „Assassin's Creed“. In den Spielen schlüpfen Spieler oder Spielerin in die Haut von Auftragskillern in verschiedenen Epochen der Weltgeschichte, darunter die italienische Renaissance, das Alte Ägypten oder zuletzt das Goldene Zeitalter des Islam.

Auch in der Konzerthalle sorgt „Assassin's Creed“ für Begeisterungsstürme: Standing Ovations und Jubelschreie sammelten die Musiker*innen des WDR Funkhausorchesters beim Konzert der Gamescom 2023.

Marcin Przybyłowicz, einer von mehreren „Witcher“-Komponisten

Ein weiterer großer Videospiele-Hit aus Europa ist die Reihe „The Witcher“ des polnischen Herstellers CD Projekt Red. Die Reihe, die auf den Fantasy-Romanen des polnischen Autoren Andrzej Sapkowski beruht, folgt den Abenteuern des Monsterjägers Geralt von Riva, der zum Spielball zwischen politischer und magischer Intrige wird.

Przybyłowicz schrieb die Musik für den zweiten und dritten Teil der „Witcher“-Reihe, die Musik des ersten Teils stammt von Adam Skorupa und Paweł Blaszczak. Auch die Musik zum Action-Rollenspiel „Cyberpunk 2077“ stammt aus der Feder des 38-jährigen Polen.

Seit 2019 verfilmt Netflix die Reihe auf der Grundlage der Videospiele auch als Streaming-Serie. Die Musik der TV-Fassung schrieben Sonya Belousova, Giona Ostinelli und Joseph Trapanese. Wie sich die verschiedenen Komponist*innen den Welten von Autor Andrzej Sapkowski genähert haben, untersuchten Malte Hemmerich und Jakob Baum im Podcast „Score Snacks“:

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Oscar-Gewinner Gustavo Santaolalla komponiert für „The Last of Us“

Vielen ist Gustavo Santaolalla eher für seine Filmmusiken bekannt: Für „Brokeback Mountain“ und „Babel“ erhielt der Argentinier 2006 und 2007 zwei Jahre in Folge den Oscar für die beste Filmmusik.

2013 schrieb Santaolalla die Musik für das Action-Adventure-Spiel „The Last of Us“ und 2020 für dessen zweiten Teil. Das Game spielt in einer postapokalyptischen Welt, in der Menschen durch den Kontakt mit Pilzsporen zu aggressiven, zombieähnlichen Kreaturen mutieren.

2023 adaptierte der US-Sender HBO die Geschichte der Spiele in eine erfolgreiche TV-Serie mit Pedro Pascal in der Hauptrolle. Auch für die Fernsehversion schrieb natürlich Santaolalla die Musik.

Nostalgie des Kinderzimmers: „Zelda“ und „Super Mario“ von Kōji Kondō

Gaming-Musik berührt uns, wie auch die Filmmusik, zu einem nicht unerheblichen Teil aufgrund von nostalgischen Gefühlen und Erlebnissen. Für die Werke von keinem anderen Spielekomponisten dürfte das in dem Maße zutreffen wie für Kōji Kondō.

Kondō begann 1984 als Sound-Programmierer beim Konsolenhersteller Nintendo. Die Ausschreibung fand er als Aushang an seiner Universität, erinnerte sich der Komponist später in einem Interview. Für Nintendo komponierte er die Musik für einige der größten Spiele-Klassiker überhaupt. Am meisten musikalisch weiterentwickelt hat sich das genreprägende Fantasy-Game „The Legend of Zelda“.

„Zelda“ ist die Urmutter der Fantasy-Videospiele. Die Grundstory ist in allen Varianten gleich: Der junge Ritter Link muss die Prinzessin Zelda aus ihrem ewigen Schlaf befreien und so das Königreich Hyrule vor dem Untergang bewahren. Dafür muss er Monster bezwingen und das Master-Schwert aus dem Stein ziehen.

Auch wenn sich die musikalischen Möglichkeiten seit den 1980er-Jahren stark geändert haben: Die Titelmelodien und Themen der einzelnen Handlungsorte bleiben auch in den neuesten Teilen der „Zelda“-Reihe wiedererkennbar.

Und auch für einen weiteren absoluten Klassiker des Kinderzimmers zeichnet Kōji Kondō verantwortlich: die Musik zu den „Super Mario“-Spielen stammt aus der Feder des Japaners. Bis heute bleibt der Komponist an diesem Millionen-Franchise beteiligt, zuletzt am Spiel „Super Mario Bros. Wonder“ (2023).

Lang erwartete Spielefortsetzung Start von „The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom”: Was macht den Game-Klassiker so besonders?

Es ist eins der am meisten erwarteten Game-Releases des Jahres. Mit „Tears of the Kingdom” legt Nintendo den Teil 19 der Spiele-Saga um Link, den Schwert-schwingenden Helden, und Prinzessin Zelda vor. Kurz vor Start war das Spiel bei den großen Anbietern ausverkauft. Für die Fans ist „Zelda” Kult, denn die Reihe kombiniert gekonnt Nostalgie mit spielerischer Innovation.

Onlinespiel-Klassiker „World of Warcraft”: Wie ein Fantasy-Spiel die Gaming-Welt revolutionierte

Die Vorherrschaft in Azeroth steht auf dem Spiel: Als der amerikanische Spielehersteller Blizzard 2004 das Online-Rollenspiel „World of Warcraft“ auf den Markt bringt, erahnt niemand den immensen Einfluss, den das Spiel auf die Gaming-Kultur weltweit haben sollte. Nun ist mit „Dragonflight“ die neunte Erweiterung des Spiels erschienen. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Computerspiele „Open World“-Spiele können Umweltbewusstsein schärfen

Die großen Computer- und Videospiele entführen uns heute oft in weitläufige Spielwelten, in denen Landschaften und Natur überwältigend simuliert sind. Ein Medienwissenschaftler hat nun untersucht, ob und wie diese „Open World“-Spiele das Umweltbewusstsein positiv verändern können.

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