Das Projekt „Faire Wespe“ wurde ins Leben gerufen, um nach Lösungen für mögliche Wespen-Mensch-Konflikte zu suchen.

Artenschutz

Wann man ein Wespennest dulden sollte

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Peter Kolakowski
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Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell.

Ein Wespennest in unmittelbarer Nähe führt bei vielen Menschen zu Panik. Doch wir sollten gut abwägen, bevor wir ein Nest der Nützlinge zerstören oder umsiedeln.

Wespen sind nützlich für das biologische Gleichgewicht. Doch sie bauen ihre Nester immer häufiger in unmittelbarer Nähe zu Menschen. Sie siedeln unter Hausgiebeln, an Garagendecken oder auch in Rolladenkästen. Dadurch fühlen sich viele Menschen bedroht. Sie wollen die Wespennester entfernen.

Ab Mitte August beginnt die Wespenplage

Die eigentliche Belästigung durch Wespen beginnt Mitte August. Davor sind die Wespen mit sich selbst und ihrer Brut beschäftigt. Insektenexperte Karl-Heinz Jellinek vom Naturschutzbund Deutschland erklärt, dass in der Regel ab Mitte August die Geschlechtstiere ausfliegen und die Wespen dann beginnen in Menschennähe auf die Jagd nach Süßem und Fleisch zu gehen.

In der Regel schwärmen die Wespen ab Mitte August vermehrt aus auf der Suche nach Leckereien wie Fleisch und Kuchen.
In der Regel schwärmen die Wespen ab Mitte August vermehrt aus auf der Suche nach Leckereien wie Fleisch und Kuchen.

Abwägen zwischen tatsächlicher Gefahr und Naturschutz

Im Bundesnaturschutzgesetz steht, dass Wespennester nur dann beseitigt werden dürfen, wenn ein vernünftiger Grund vorliegt. Das können Schäden an Gebäuden sein oder auch wenn konkrete Gefahren für Leib und Leben zu befürchten sind.

"Grundsätzlich stehen alle Wespen unter Naturschutz. Man muss immer abwägen, ist es wirklich eine akute Gefahr oder kann man sich vielleicht doch arrangieren?"

Wespen stehen unter Naturschutz. Man sollte daher gut abwägen, ob von einem Nest tatsächlich Gefahr ausgeht.
Wespen stehen unter Naturschutz. Man sollte daher gut abwägen, ob von einem Nest tatsächlich Gefahr ausgeht.

Wespennester, die weiter entfernt sind, können bleiben

Bärbel Holl, Geschäftsführerin beim Verband für ökologische Schädlingsbekämpfung, rät davon ab, ein Wespennest sofort zu zerstören. Vor allem wenn es mehrere Meter entfernt ist und die Anflugschneise der Tiere möglicherweise gar nicht die Laufwege des Menschen kreuzt. Dazu kommt: Wespen zeigen keinerlei Abwehr oder Kampf-Verhalten.

Fairer Umgang mit Wespen gefordert

Die beiden großen Berufsverbände der Schädlingsbekämpfer haben dazu das Projekt „Faire Wespe“ gegründet. Es geht es darum, nach Lösungen für mögliche Tier-Mensch-Konflikte zu suchen.

"Faire Wespe“ steht auch für eine Beratunfg durch IHK-geprüfte Fachleute, die sich auch in der Schädlingsbekämpfung dem Artenschutz verpflichtet fühlen.

Das Projekt „Faire Wespe“ wurde ins Leben gerufen, um nach Lösungen für mögliche Wespen-Mensch-Konflikte zu suchen.
Das Projekt „Faire Wespe“ wurde ins Leben gerufen, um nach Lösungen für mögliche Wespen-Mensch-Konflikte zu suchen.

Wespenkonflikte durch Umsiedeln lösen

Das Abtöten von Wespen im Nest durch Insektizide ist nur dann erlaubt, wenn ein vernünftiger Grund vorliegt, wie der Schutz von Alten, Kranken, Kindern und Allergikern. Oder wenn sich das Wespennetz zum Beispiel auf einem Spielplatz befindet. An einem Ort, an dem viele Menschen zusammenkommen.

In vielen Fällen lassen sich Konflikte aber auch ohne das Töten lösen. Eine Möglichkeit ist das Umsiedeln des Nestes. Das gelingt vor allem dann, wenn die Königin und Arbeiterinnen erst gerade mit dem Nestbau begonnen haben. 

Ein Spezialist der Insekten-Eingreiftruppe der Frankfurter Berufsfeuerwehr siedelt ein Wespennest um.
Ein Spezialist der Insekten-Eingreiftruppe der Frankfurter Berufsfeuerwehr siedelt ein Wespennest um.

"Das Wichtigste ist das Leben der Wespen zu erhalten. Oft fehlt den Betroffenen einfach Wissen über die Wespen. Sie darüber aufzuklären hilft schon in den meisten Fällen."

Schwarze Schafe unter den Schädlingsbekämpfern

Allerdings werben in letzter Zeit immer mehr angebliche Schädlingsbekämpfer dafür Wespennester zu bekämpfen. Sie töten die Wespen mit fragwürdigen Methoden.

"Firmen, die einfach mit einem Mittel rumsprühen - aus dem Baumarkt. Die interessieren sich überhaupt nicht dafür, was das für ein Tier ist. Das macht uns sehr zu schaffen."

Das Projekt "Faire Wespe" warnt vor Schädlingsbekämpfern, die ohne jede Sachkunde dafür werben, Wespennester zu bekämpfen.
Das Projekt "Faire Wespe" warnt vor Schädlingsbekämpfern, die ohne jede Sachkunde dafür werben, Wespennester zu bekämpfen.

Der Verbund „Faire Wespe“ stellt sich bewusst auch gegen die Abzocke durch Betrüger die für das Entfernen eines Wespennestes bis zu mehreren tausend Euro verlangen.

Mitte Oktober ist die Wespenplage vorbei

In der Regel ist die Wespensaison Mitte Oktober zu Ende. Dann sind die Königinnen ausgeflogen und begeben sich in die Winterruhe, um im nächsten Jahr neue Völker zu gründen. Die Drohnen und Arbeiterinnen sterben. Ihre Nester sind leer und verfallen.

Verlassene Wespennester kann man gut als Anschauungsobjekt in Schulen oder Bildungsstätten verwenden. Denn es sind kleine Kunstwerke, die die Wespen im Laufe eines Sommers da schaffen.
Verlassene Wespennester kann man gut als Anschauungsobjekt in Schulen oder Bildungsstätten verwenden. Denn es sind kleine Kunstwerke, die die Wespen im Laufe eines Sommers da schaffen.

"Ein verlassenes Nest kann man auch präparieren und als Anschauungsobjekt in Schulen verwenden. Die Kinder können sehenwie toll die Wespen aus zernagtem Holz ihre Brutkammern bauen."

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