Ein Beitrag aus dem 3Sat-Wissenschaftsmagazin Nano.
Künstliche Intelligenz soll zeigen, wo Konflikte entstehen
Kriege, Gewalt und Flucht – viele Menschen auf der Welt kennen das leider allzu gut, zum Beispiel die Bewohner der Demokratischen Republik Kongo. Eine Friedensmission der Vereinten Nationen (UNO) soll die Konfliktregion stabilisieren. Was, wenn künstliche Intelligenz (KI) Anzeichen für neue Gewaltausbrüche erkennen und so die UNO-Blauhelme unterstützen könnte?
Genau daran arbeitet die Informatikerin Mennatallah El-Assady an der ETH Zürich. Sie und ihr Team füttern Künstliche Intelligenz mit Konfliktereignissen aus der Vergangenheit.
Das Prinzip funktioniert: KI erkennt vergangene Gewaltausbrüche
Künstliche Intelligenz hilft, abertausende Informationen wie Berichte in Medien oder von Blauhelmen systematisch aufzubereiten. Tatsächlich hat die ETH-Forscherin rückwirkend Anzeichen gefunden für gewisse Gewaltausbrüche. Wie gut die KI Muster erkennen und so Konflikte aufspüren kann, komme auf die Qualität der Daten an und darauf, wie systematisch die Daten produziert und erfasst wurden, so El-Assady.
KI soll höhere Erfolge der UNO-Friedensmissionen erzielen
Das Ziel des ETH-Forschungsteams: Die Künstliche Intelligenz soll Anzeichen für Gewaltausbrüche in der Zukunft erkennen. So könnte sie die weltweit 90.000 Blauhelme der UNO unterstützen. Die Friedensmissionen hätten sich als wirksam erwiesen, sagt der Professor für Sicherheitspolitik Andreas Wenger. Mit der KI könnten die Blauhelme noch besser unterstützt werden:
Trotz Potenzial: KI kann nur mit menschlicher Expertise funktionieren
Der UNO-Sicherheitsrat, der für die Sicherung des Weltfriedens zuständig ist, widmete der Künstlichen Intelligenz eine eigene Sitzung. Dass KI viel Potential hat, glaubt auch der UNO-Beamte Kersten Jauer:
Für die Schweizer UNO-Botschafterin Pascale Baeriswyl ist es wichtig, dass der riesige Datensatz der UNO systematischer ausgewertet wird. Ein Bedenken hat sie aber dennoch:
Künstliche Intelligenz lernt aus Konfliktdaten
Derzeit ist die UNO allerdings hilflos angesichts des Kriegs im Nahen Osten. Könnte KI künftig helfen, Anzeichen für einen Kriegsausbruch zu erkennen? Laut Andreas Wenger von der ETH Zürich bleiben Kriegsausbrüche schwer vorhersehbar, da es sehr seltene Ereignisse sind. Daher konzentriere sich die Forschungsgruppe der ETH Zürich auf lokale Konfliktdynamiken, bei denen mehr Informationen vorliegen. Hier könne KI laut Wegner einen Beitrag leisten, vor allem wenn sie mit menschlicher Expertise kombiniert werde.
Früherkennung: Mensch und KI sollen zusammenarbeiten
Noch stecken die Algorithmen für den Frieden in den Kinderschuhen. Blauhelme sollen Feedback geben, um die KI besser zu trainieren, sagt El-Assady. In Zukunft sollen menschliche und künstliche Intelligenz gemeinsam helfen, potentielle Konflikte früher zu erkennen.