Insektensterben

Zu viel Dünger schadet Schmetterlingen

Stand
AUTOR/IN
Elke Klingenschmitt
ONLINEFASSUNG
Ralf Kölbel

Das Verschwinden der Schmetterlinge in unseren Breiten hängt offensichtlich mit der massiven Düngung moderner Landwirtschaft zusammen.

Der gravierende Artenrückgang von Vögeln, Insekten und Wildpflanzen hängt mit der intensiven Landwirtschaft zusammen, das wird von der Forschung immer wieder belegt. Auch das Verschwinden der Schmetterlinge in unseren Breiten ist offensichtlich.

Der moderne Ackerbau mit seiner Düngung spielt hierbei eine wesentliche Rolle, sagt der Landschaftsökologe Thomas Fartmann von der Uni Osnabrück, der sich schon seit längerem mit den Folgen der modernen Landwirtschaft für die Ökologie und für die Artenvielfalt beschäftigt.

Schmetterlinge als Indikator für Artensterben

Ihn interessiert auch das Verschwinden der Schmetterlinge. Aus gutem Grund:

Schmetterlinge sind ein Indikator für das Artensterben, das kann man an ihnen sehr schön ablesen…

Vor allem, weil sie so empfindlich auf Veränderungen in ihrer Umwelt reagieren. Kleiner Fuchs, Apollofalter, Tagpfauenauge, wer von uns kennt diese Schmetterlinge noch aus eigener Anschauung in der Natur oder sogar im eigenen Garten, und nicht nur als Foto?

Auch der kleine Maifalter, bekannt als Eschen-Scheckefalter, reagiert empfindlich auf massive Eingriffe in die Natur.
Auch der kleine Maifalter, bekannt als Eschen-Scheckefalter, reagiert empfindlich auf massive Eingriffe in die Natur.

Überversorgung an Nährstoffen schadet Schmetterlingsraupen

Die meisten unserer Kultursorten heute sind auf Höchstleistung getrimmt, zum Beispiel der Weizen, aus dem Mehl zum Backen gemacht werden soll. Nach den modernen Regeln wird da gleich mehrfach pro Anbauperiode gedüngt, die satte Stickstoff-Versorgung sieht man am intensiven Dunkelgrün der jungen Weizenpflanzen.

Die intensive Düngung von Feldern hat auch Auswirkungen auf angrenzende Wiesen. Die Überversorgung an Nährstoffen schadet den Schmetterlingsraupen.
Die intensive Düngung von Feldern hat auch Auswirkungen auf angrenzende Wiesen. Die Überversorgung an Nährstoffen schadet den Schmetterlingsraupen.

Um das Feld herum: Gräser, vielleicht auch Sauerampfer, sie bekommen den Dünger natürlich auch ab. Das ist ein Problem: Es sind Nahrungspflanzen für die Raupen der Schmetterlinge. Und die Raupen vertragen diese Überversorgung mit Nährstoffen in ihren Futterpflanzen gar nicht gut, hat Thomas Fartmann in Feldversuchen herausgefunden.

Schon bei Düngergaben, die weit unter den heute üblichen liegen, überlebten nur halb so viele Raupen wie in ungedüngten Gebieten. Denn ihre Verdauung hat mit der rasanten Entwicklung in der Landwirtschaft nicht Schritt gehalten.

Zu viele Nährstoffe bekommen ihnen nicht, unsere Natur war früher immer nährstoffarm.

Schmetterlingsraupen (wie hier des kleinen Maivogels) reagieren sehr epfindlich auf Dünger.
Schmetterlingsraupen (wie hier des kleinen Maivogels) reagieren sehr epfindlich auf Dünger.

Verschwinden von Schmetterlingen hat Folgen für Vögel und andere Tiere

Das Verschwinden der Schmetterlinge hat aber auch Folgen für die ganze Ökologie, sagt Fartmann, denn

Schmetterlinge sind wichtige Bestäuber und Nahrung für Vögel und andere Tiere

Fehlen Schmetterlinge und ihre Raupen als Futter für würmer- und insektenfressende Vögel, dann haben die unter Umständen Probleme, ihre Brut durchzubringen. Weniger Nahrungsangebot in der Nahrungskette ist eine Ursache für das Artensterben von Tieren.

Auch Vögel brauchen Nahrung: Ein männlicher Rotrücken-Würger (Lanius collurio) hat eine Raupe des Taubenschwänzchens im Schnabel.
Auch Vögel brauchen Nahrung: Ein männlicher Rotrücken-Würger (Lanius collurio) hat eine Raupe des Taubenschwänzchens im Schnabel.

Dünger im Boden schadet Artenvielfalt

Zuviel Stickstoffdünger im Boden beeinflusst offenbar auch die Pflanzenvielfalt negativ:

Es gibt diverse Studien, die belegen: Je mehr Stickstoff im Boden, desto weniger Pflanzen. Weniger Pflanzen, bedeutet weniger Insekten, zum Bsp. Wildbienen.

Der Landschaftsökologe Thomas Fartmann hält es für wichtig, gegenzusteuern um die Artenvielfalt zu erhalten. Er fordert Fruchtfolgen, bei denen ein Acker auch mal ein Jahr lang brachliegt. Dort könnten sich Insekten wie Schmetterlinge, aber auch Vögel und Wildpflanzen erholen. Thomas Fartmann fordert auch Änderungen der EU-Agrarpolitik:

Das müssen wir umkehren, die Bauern, die eine hohe Pflanzenvielfalt auf ihren Äckern haben, die müssten mehr Geld bekommen.

Stand
AUTOR/IN
Elke Klingenschmitt
ONLINEFASSUNG
Ralf Kölbel