Garten

Tipps für den heimischen Garten

Pflanzen-Tipps für einen an den Klimawandel angepassten Garten

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AUTOR/IN
Dominik Bartoschek
ONLINEFASSUNG
Laura Strätling

Unsere Sommer werden heißer und trockener. Bedingungen, mit denen viele heimische Pflanzen kämpfen. Aber welche Pflanzen sollten wir stattdessen in unsere Gärten holen?

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Gartenpflanzen: Einheimisch oder exotisch?

Vielen Hobby-Gärtnern und -Gärtnerinnen stellt sich die Frage: Bietet die heimische Pflanzenwelt überhaupt genügend Alternativen für ein wärmeres Klima, oder muss ich künftig auf exotischere Arten zurückgreifen?

Kalifornischer Baummohn und Indianerbanane – zwei Kandidaten, bei denen schon ihr Name verrät: Bei uns im Südwesten Deutschlands sind sie eher nicht heimisch. Und trotzdem könnten sie helfen, unsere Gärten in Zeiten der Erderwärmung klimafest zu machen, sagt Norbert Griebl. Er ist Autor des Buches Gärtnern im Klimawandel. „Wir werden bei uns zunehmend Arten aus wärmeren Erdteilen kultivieren“, schreibt er. Sein Credo: Kiwi statt Hortensie, Kaki statt Rittersporn.

Kalifornischer Baummohn
Kalifornischer Baummohn

Klimawandel: Umstieg auf exotische Arten unvermeidbar?

Viele Gartenfreunde kommen bei solchen Aussagen ins Grübeln. Schließlich gilt für naturnahe Gärten doch häufig das Motto: Einheimische Pflanzen vor! So heißt es zum Beispiel bei der Naturschutzorganisation WWF:

„Exotische Pflanzen mögen ein Hingucker sein, sie tragen jedoch wenig bis nichts zur Nachhaltigkeit im Ökosystem Garten bei.“

Pragmatisch statt dogmatisch

Was also sollten Menschen tun, die ihren Garten an den Klimawandel anpassen möchten, und dennoch auf eine möglichst naturnahe Gestaltung Wert legen?

Autor Norbert Griebl sieht das pragmatisch. „In manchen Fällen schafft man das auch mit einheimischen Pflanzen“, sagt er gegenüber dem SWR. Auch er bevorzuge das generell, „auch weil ich denke, dass unsere Insekten mit den heimischen Pflanzen bestens zurechtkommen.“ Andererseits hält er es „nicht für einen Beinbruch“, wenn einige nicht-einheimische Pflanzen in den Garten einziehen. Falter und Insekten würden schnell lernen , damit umzugehen - davon ist Griebl überzeugt.

Strauchrosen
Strauchrosen sind eines der bekanntesten Gewächse aus dem mediterranen Raum. Im eigenen Garten sehen sie nicht nur hübsch aus, sie vertrömen auch einen angenehmen Duft.

Pragmatisch statt dogmatisch denken längst auch andere Menschen, die professionell naturnahe Gärten gestalten oder dabei beraten. Wegen langer Hitze- und Trockenperioden stoße man mittlerweile an Grenzen, wenn man sich auf einheimische Arten konzentriere, so die Landschaftsarchitektin Stella Friede kürzlich in der Sendung SWR1 Leute. Weiter sagt sie: „Die Naturgartenbewegung erweitert ihren Horizont“, und zwar auf Pflanzen aus dem Mittelmeer- oder dem südosteuropäischen Raum. An den würden wir uns klimatisch nämlich gerade anpassen.

Pflanzen aus dem Mittelmeerraum als Ergänzung

Genau den Raum hat auch Sabrina Essel im Blick. Sie ist Fachberaterin für naturnahe Freiflächengestaltung beim NABU Baden-Württemberg. Gegenüber dem SWR sagt sie:

Woher kämen denn Pflanzen zu uns, wenn sie sich im Zuge eines nicht-menschengemachten Klimawandels auf natürlichem Weg zu uns ausbreiten würden? Dann kämen sie eben aus den benachbarten Florengebieten zu uns, wie dem Mittelmeerraum oder Südosteuropa.

Pflanzen aus diesen Regionen könnten „das Blickfeld erweitern“, auch wenn man ansonsten auf heimische Arten setze.

Was aber heißt das nun für die Praxis im heimischen Garten? In ihrer Beratungstätigkeit verfolgt Sabrina Essel eine einfache Faustregel: „Mindestens 70 Prozent der Bepflanzung sollte möglichst aus heimischen Arten bestehen, 30 Prozent können Ergänzungs-Pflanzen aus anderen Regionen sein.“

Garten-Tipps vom Profi

Bei den einheimischen Arten verwendet sie zum Beispiel gerne den Natternkopf, die Ästige Graslilie oder verschiedene Glockenblumen. Als Ergänzungs-Pflanzen aus dem südeuropäischen Raum greift sie beispielsweise auf den Wollziest oder den Muskatellersalbei zurück. Beide Arten kämen nicht nur mit dem Klima gut zurecht, sondern würden auch bei Wildbienen großen Anklang finden, sagt sie.

Der Natternkopf
Der gewöhnliche Natternkopf blüht in Deutschland von Mai bis Oktober.

Problem exotischer Pflanzen: Ihr invasives Potential

Aber was ist nun mit Pflanzen wie dem Kalifornischen Baummohn, dessen natürliches Verbreitungsgebiet Kalifornien und Mexiko deutlich weiter weg liegt als der Mittelmeerraum? Für Autor Norbert Griebl ist der Baummohn eindeutig eine deutsche Gartenpflanze mit Zukunft. Und er sieht den Baummohn auch als durchaus nützlich für die Biodiversität, seine Blüten böten reichlich Nahrung für Insekten, schreibt er.

IMAGO  Addictive Stock
Für Insekten wie Bienen ist der Baummohn eine geeignete Nahrungsquelle.

Pflanzen von anderen Kontinenten sind nichts für den Garten

Für Sabrina Essel käme es dennoch nicht in Frage, den Kalifornischen Baummohn in den Garten zu holen. Pflanzen von anderen Kontinenten seien für eine naturnahe Gestaltung nicht zu empfehlen, sagt sie. Ein Grund:

Wir wissen zu wenig darüber, ob sie nicht ein gewisses negatives Ausbreitungspotential haben. Auch Pflanzen wie die Kanadische Goldrute oder das Drüsige Springkraut kamen einst als Gartenpflanzen zu uns. Dann haben sie sich ausgebreitet und machen heute als invasive Pflanzen große Probleme. Bei diversen beliebten Gartenpflanzen wie Sonnenhut, Schmetterlingsflieder und Kirschlorbeer sehen wir ähnliche Tendenzen.

Diese Fähigkeit vieler Pflanzen, den Sprung über den Gartenzaun zu schaffen und sich unkontrolliert in der Natur zu verbreiten, markiert auch für Norbert Griebl eine Grenze: Wenn er vorher schon wisse, dass eine Pflanze invasives Potential habe, würde er sie gar nicht erst pflanzen, erklärt er gegenüber dem SWR.

Die richtigen Pflanzen für den Garten finden

Mit einheimischen Arten ist man da auf der sicheren Seite. Wer nun damit anfangen möchte, die passenden Pflanzen für seinen Garten zu finden: Sabrina Essel nutzt nach eigenen Angaben gerne das Online-Angebot naturadb.de. Dort lässt sich gezielt und kostenlos nach Pflanzen recherchieren, die auf den jeweiligen Garten-Standort abgestimmt sind.

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