Grundwasser-Atlas

Wo in Deutschland das Grundwasser sinkt

Stand

Das Grundwasser in Deutschland sinkt dramatisch. Erstmals hat das gemeinnützige Recherchezentrum Correctiv Daten von rund 6.700 Messstellen aus den vergangenen drei Jahrzehnten analysiert.

Klimareporterin Katarina Huth war bei der Recherche beteiligt. Wir haben mit ihr über den neuen Grundwasser-Atlas gesprochen. Dabei handelt es sich um eine interaktive Karte, die einen Überblick darüber gibt, wo in Deutschland das Grundwasser seit 1990 sinkt, gleich bleibt oder steigt.

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SWR1: Am Ende der Recherche haben Sie einen Grundwasser-Atlas erstellt, den es so bislang noch nicht gab. Das ist erstaunlich, oder?

Katarina Huth: Das finde ich auch. Wir sind in Deutschland beim Thema Wasser relativ lange, ich würde schon fast sagen, blind geflogen. Es gab einfach keinen deutschlandweiten Überblick über das Thema Grundwasser. Die Bundesländer erheben zwar selbst Daten, das allerdings nicht einheitlich und nur manchmal der Öffentlichkeit zugänglich.

Und gerade wenn es zu lokalem Wassermangel kommen kann, brauchen wir einen Überblick, um darüber entscheiden zu können, wer denn im Ernstfall eigentlich Wasser bekommt und wie es um das Wasser steht. 

SWR1: In Mainz gibt es auf der interaktiven Karte beispielsweise drei Grundwasser-Messstellen und so das Ergebnis: "stark sinkend", "leicht sinkend", "leicht steigend". Speyer liegt auch zwischen "steigend" und "sinkend" — was macht man mit solchen Informationen? 

Huth: Man kann sich anschauen, wie sich das Grundwasser zwischen 1990 und 2021 entwickelt hat. Wir können bestimmte Regionen erkennen, in denen sich diese Messstellen häufen, in denen das Grundwasser gesunken ist. Und das ist auf jeden Fall ein Hinweis darauf, dass diese Regionen besonders unter Dürre und Trockenheit leiden.

Manchmal kann man das auch in Zusammenhang bringen mit großen Industrien, die vor Ort angesiedelt sind, beispielsweise in Nordrhein-Westfalen in der Nähe von den RWE-Tagebauen. Auch in Brandenburg, Rheinhessen oder etwas südlicher als Rheinhessen — da ist der deutschlandweit größte Wassernutzer angesiedelt, nämlich BASF in Ludwigshafen am Rhein. 

Braunkohle-Tagebau in Garzweiler
Braunkohle-Tagebau in Garzweiler

SWR1: Und das sieht man sofort im Atlas? 

Huth: Man sieht auf jeden Fall im Atlas, dass sich etwas tut. Die Unternehmen selbst sind allerdings auf der Karte nicht eingezeichnet. 

Situation in Rheinland-Pfalz

SWR1: Jetzt ist Grundwasser ja noch nicht wirklich knapp. Wie lässt sich insgesamt die Situation für Rheinland-Pfalz beschreiben? 

Huth: In Rheinland-Pfalz haben wir uns fast 500 Messstellen angeschaut, da sinkt das Grundwasser an jeder fünften Messstelle. Vor allem fällt auf, dass das in Rheinhessen der Fall ist und auch etwas südlicher, rundum Ludwigshafen am Rhein, da wo eben BASF als größter Wassernutzer Deutschlands angesiedelt ist. 

Nach unseren Recherchen benutzt BASF mehr Wasser als jedes andere Unternehmen, also so viel Wasser wie mehrere deutsche Großstädte zusammen.

Und das kann natürlich problematisch werden, wenn die Region selbst ohnehin schon unter Trockenheit leidet. Wir sehen das auch jetzt schon im Juli 2023: Beispielsweise hat Mainz — etwas weiter nördlich — gerade die Wasserentnahmen aus Flüssen und Seen verboten. Bürgerinnen und Bürger dürfen also ihre Blumen oder auch ihr Gemüse im Garten nicht mehr bewässern und müssen sparen, wohingegen die Großindustrie noch mehr Wasser nutzen darf als ohnehin schon. 

Mehr über Correctiv

Das gemeinnützige Recherchezentrum Correctiv aus Essen leistet unter anderem wichtige Beiträge zur Wissensvermittlung zum Thema Klimawandel, um eine wichtige Grundlage für Entscheidungen zu schaffen.

Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Birgit Steinbusch.

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