Eine Frau füllt einen Krug mit Wasser aus einem Wasserhahn.

Land fördert Verbundsysteme

Pakt zur Trinkwasserversorgung in Rheinland-Pfalz unterzeichnet

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Trotz der Regenmengen in den letzten Wochen kann Trinkwasser dennoch ein knappes Gut sein. Um die Versorgung sicherzustellen, haben Klimaschutzministerin Katrin Eder (Grüne) und Vertreter der Wasserwirtschaft eine Vereinbarung unterschrieben.

Im Juli herrschte noch Sorge vor einer Dürre. Und auch jetzt, sagen Fachleute, sind die Grundwasserspeicher noch lange nicht wieder so voll, wie sie sein sollten. Angesichts der Klimaveränderungen ist langfristig kaum Entspannung in Sicht. Was also tun, wenn das Trinkwasser irgendwann knapp werden sollte?

Die kommunalen Spitzenverbände und die rund 190 Wasserversorger in Rheinland-Pfalz wollen mit einem freiwilligen "Pakt zur widerstandsfähigen Wasserversorgung" gegensteuern. Sie sollen bis zum kommenden Frühjahr eine Analyse ihrer Defizite in Notlagen wie Hochwasser, extreme Trockenheit, Stromausfall oder Cyberattacke vorlegen und Gegenmaßnahmen vorschlagen.

30 Millionen Euro Förderung für Kommunen vom Land

Klimaschutzministerin Eder hat die Pläne am Montag bei einem Termin im rheinhessischen Bodenheim (Kreis Mainz-Bingen) mit Vertretern der Wasserwirtschaft besiegelt. Ihr Ministerium wird zudem ein befristetes Sonderförderprogramm auflegen, etwa um Verbundsysteme und Maßnahmen zur Notfallvorsorge zu finanzieren. Dafür stehen 30 Millionen Euro bereit.

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Ziel ist es, dass in einer Krisensituation mindestens drei Tage lang mindestens 50 Liter sauberes Trinkwasser pro Einwohnerin und Einwohner aus dem Hahn fließen.

"Die Erderhitzung führt dazu, dass sich in Rheinland-Pfalz in den vergangenen fünf Jahren rund ein Viertel weniger Grundwasser neu gebildet hat. Gleichzeitig stammen über 90 Prozent unseres Trinkwassers aus dem Grundwasser. Vorsorgemaßnahmen werden daher zunehmend dringlicher."

Regionen mit viel Wasser sollen helfen

Aus Brunnen und Quellen wird in Zukunft wohl weniger Wasser entnommen werden können als vorgesehen. Hinzu kommt: In Rheinland-Pfalz gibt es in den verschiedenen Regionen knapp 200 einzelne Wasserversorger und die Grundwasser-Situation ist regional unterschiedlich. Etwa in Rheinhessen kann das Trinkwasser bei einer längeren Phase ohne Regen knapp werden, andere Regionen werden auch künftig vom Wassermangel weniger betroffen sein. Die Idee hinter dem Pakt ist nun, dass das benötigte Wasser von einem Versorgungsgebiet in ein anderes kommt. Dazu braucht es neue Leitungen, so genannte Verbundsysteme. Die Leitungen einzelner Versorger sollen mithilfe der Fördergelder miteinander verbunden werden. Auch Notstromversorgung und Pumpstationen zur Ersatzwasserversorgung sollen von der erhöhten Förderung profitieren.

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Beispiele aus der Westeifel und dem Hunsrück

Eder nannte Beispiele, bei denen die Verbundprojekte bereits umgesetzt seien. Beim regionalen Verbundnetz Westeifel wurde eine 128 Kilometer lange Trasse verlegt. Sie verbindet die nordrhein-westfälische Oleftalsperre und die Riveristalsperre in der Westeifel. Während zuvor das Trinkwasser innerhalb der kommunalen Grenzen auf den Berg in mehrere hundert Hochwasserbehälter gepumpt wurde, verläuft jetzt der Wassertransport auch über die Grenzen der Kommunen hinweg von Norden nach Süden - und muss dank des natürlichen Gefälles nicht mehr aufwändig gepumpt werden. Dies spare rund eine Million Kilowattstunden Pumpenergie im Jahr und erzeuge gleichzeitig durch den Einsatz von Turbinen zusätzlich rund 500.000 Kilowattstunden pro Jahr.

Beim Verbundsystem Hunsrück wurde eine 32 Kilometer lange Verbundleitung zwischen der saarländischen Primstalsperre und der Steinbachtalsperre am Rand des Nationalparks Hunsrück-Hochwald errichtet. Sie biete Versorgungssicherheit für die Region und darüber hinaus, so Eder.

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Weitere Maßnahmen für mehr Versorgungssicherheit

Die Wirkung der Förderung verdeutlichte Eder am Beispiel Ahrtal. Nach der Flutkatastrophe sei klar geworden, dass die Versorgungssicherheit für die Städte Sinzig und Bad Neuenahr-Ahrweiler verbessert werden müsse. Dies solle durch einen gemeinsam genutzten neuen Hochbehälter ermöglicht werden. Dafür seien Investitionen in Höhe von rund 15 Millionen Euro notwendig. Mit dem neuen Sofortprogramm könne der Zuschussanteil des Landes gesteigert werden.

Um die Versorgung in einer Notsituation sicherzustellen, seien zudem Batteriespeicher, Notstromaggregate, Übergabestellen zwischen Versorgern und gemeinsame Wasserbehälter entscheidend, so Wolfgang Bühring vom Landesverband kommunaler Unternehmen. Wenn das Trinkwasser länger ausfalle, müsse auf Notbrunnen und Tankwagen zurückgegriffen werden.

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