Im Capsaicin steckt die Schärfe
Scharfes Essen kann tatsächlich zu einem leichten Anstieg der Körpertemperatur führen. Die chemische Verbindung, die Chilis und anderen Paprikagewächsen ihre Schärfe verleiht, ist Capsaicin. Schon kleine Mengen machen viel aus: Würde man ein Gramm Capsaicin in 10.000 Liter Wasser verteilen, könnte man die Schärfe immer noch schmecken. Und je mehr drin ist, desto schärfer wird es. Diese Capsaicin-Moleküle docken genau an jene Nervenrezeptoren im Mundraum an, die uns normalerweise melden, wenn wir uns verletzt oder verbrannt haben.
Nervenrezeptoren melden "Feuer"
Man könnte also sagen: Capsaicin täuscht eine Brandwunde vor, deshalb „brennt“ es im Rachen. Der Körper reagiert daraufhin so, wie er auf Wunden reagiert: Er steigert die Durchblutung und erweitert die Blutgefäße. Dadurch steigt die Körpertemperatur – und um den Anstieg in Grenzen zu halten, leitet der Körper gleich die Gegenmaßnahme ein: Er fängt an zu schwitzen. Denn wenn der Schweiß auf der Haut verdunstet, wird dem Körper Wärme entzogen.
Scharfe Speisen in tropischen Ländern: schwitzen kühlt!
Manchmal wundert man sich ja, dass scharfe Speisen ausgerechnet in tropischen Ländern Tradition haben, wo es doch schon heiß genug ist – Indien, Indonesien, Mexiko. Die Erklärung könnte aber genau darin liegen: Das scharfe Essen wirkt zwar kurzfristig schweißtreibend, hat aber – über den ersten Hitzemoment hinaus – auch eine kühlende Funktion.
Aufgrund dieser Zusammenhänge ist es kein Zufall, dass es im Englischen das Wort „hot“ sowohl „heiß“ als auch „scharf“ bedeutet. Im Deutschen kennen wir interessanterweise auch „heiß“ als Synonym für „scharf“ – aber bekanntlich mehr in Zusammenhang mit menschlichem Balzverhalten … Es handelt sich allerdings auch hier jeweils um eine Lehnübersetzung aus dem Englischen „hot“, das ebenfalls in diesem Kontext gebraucht wird.
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